Die für die Viehzüchter ungünstigen Verhältnisse hielten bis zu den
Jahren 1908 und 1909 an, in denen die nordamerikanischen Industriellen
die Gefrierfleischanstalten La Plata und La Blanca übernahmen. Der freie
Wettbewerb dauerte dann bis zum Jahre 1912, wurde durch das oben bereits
erwähnte Abkommen unterbrochen und begann wieder im April 1913.
Wahrscheinlich wird ein neues Abkommen den Wettbewerb bald wieder
beendigen, indessen wird es der argentinischen Viehzucht zunächst keinen
besonderen Schaden zufügen können, da das Angebot von Schlachtvieh bei
den jetzigen Verhältnissen der Nachfrage ungefähr entspricht.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß seit Beginn der geregelten Aus- Die Trust-
fuhr von Gefrierfleisch die Industrie immer nur ihre eigenen Interessen im _ gefahr.
Auge gehabt hat und nicht die der Viehzüchter und der ausländischen
Verbraucher. Wenn diesen auch die augenblicklichen Verhältnisse günstig
sind, so darf doch mit einer Dauer dieses Zustandes nicht gerechnet werden,
und sie werden bald den Gefrierfleischgesellschaften auf Gnade und Un-
gnade ausgeliefert sein, wenn nicht beizeiten geeignete Gegenmaßregeln
getroffen werden. Aus dem Vorgehen der nordamerikanischen Gesellschaften
kann mit Sicherheit geschlossen werden, daß sie auf die vollständige Be-
herrschung der Industrie hinarbeiten. Die Tatsache, daß sie bereits den
Gefrierfleischhandel in den Vereinigten Staaten, England, Uruguay und
Argentinien in Händen haben — und auch in Australien sind Versuche
nach der Richtung hin bereits im Gange — zeigt deutlich die Gefahr, die in
einem solchen Zusammenschlusse liegt. Daher kommt es, daß die Nord-
amerikaner in Argentinien und England einige Verluste ruhig in Kauf
nehmen können, denn dafür arbeiten sie in den Vereinigten Staaten mit
beträchtlichen Gewinnen, und die in Argentinien erlittenen Verluste werden
bald wieder eingebracht sein, wenn sie den Wettbewerb der anglo-
argentinischen Gesellschaften unterdrückt und damit die Preisgestaltung
sowohl für die Produktion als für den Verbrauch in der Hand haben. Die
Vermehrung der Gefrierfleischanstalten in Uruguay, in der Provinz Buenos
Aires und in Patagonien, die sie seit vier Jahren betreiben, beweist zur
Genüge diese Absicht, die sich nicht auf die Rindfleischausfuhr beschränkt.
Gegenwärtig befinden sich besonders die Gefrierfleischanstalten im chileni-
schen Patagonien, San Gregorio und Rio Seco in der Gefahr, von Rio
Gallegos und San Juliän aufgesaugt zu werden, die alle zur Schlachtung
geeigneten Schafe zu jedem Preise aufkaufen. Wenn sie erst einmal die
dortige Produktion von jährlich einer halben Million Schafen beherrschen
wird es ihnen ein leichtes sein, auch die ganze Gefrierfleischausfuhr von
Schafen der Republik in die Hand zu bekommen, wie es ihnen beim
Rinderkühlfleisch schon gelungen ist.
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