Full text: Landschaft und Wirtschaft in Schweden

Landwirtschaft A 
mit einer Vegetationsperiode von nur 90 Tagen. Neben der Gerste treten 
Hafer und Roggen aber doch nur mit erheblich kleineren Arealen auf. Im 
Jahre 1923 betrug in den nördlichsten Länen Norrlands der Anbau des 
Hafers 21,5%, der des Roggens nur 6,9% des Gerstenareals. Dies Ver- 
hältnis ändert sich noch zugunsten der Gerste, wenn man berücksichtigt, 
daß ein großer Teil des Hafers grün geschnitten und verfüttert wird. 
Recht charakteristisch ist dazu die außerordentlich feine Anpassung 
des Roggenanbaus an das Klima. Es wird nämlich mit Vorliebe eine 
zweijährige Sorte (tuvräg) angebaut, die man zusammen mit der Gerste 
einsät. Im ersten Jahr wird er, ohne Achsen gebildet zu haben, mit dieser 
zusammen gemäht, die Strohmenge und damit den Futterwert erhöhend. 
Im zweiten Jahr, wo ja die ganze Vegetationsperiode ausgenutzt werden 
kann, kommt er dann fast regelmäßig zur Reife. 
Die überragende Bedeutung, die die Gerste auch heute noch in Norr- 
land trotz nicht unerheblichen Rückganges im letzten Jahrzehnt hat, 
ist charakteristisch für das Land. Wie in den verkehrsentlegeneren Hoch- 
gebirgsgegenden, z. B. in den Höhenstufen der Alpen, sich die Gerste als 
Brotgetreide noch heute hält, so spielte sie auch noch bis vor kurzem in 
Norrland diese wichtige Rolle. Erst die Verkehrserschließung der letzten 
Jahrzehnte läßt die Zufuhr hochwertigeren Brotgetreides von Süden zu, 
und so geht das Anbauareal langsam zurück. Sie räumt teils dem Hafer, 
teils anderen im Dienste der Viehwirtschaft stehenden Futterpflanzen das 
Feld: 
Mittel- und Südschweden sind auf Grund des weit günstigeren Klimas 
schon in höherem Maße Gebiete des Getreidebaus. Hier ist es vor allen 
Dingen der Weizen, der neben Roggen und Hafer auftritt. Sein Anbau 
hält sich hier an die besten Böden und verdichtet sich in den Mergelgebieten 
Schonens, auf den Tonebenen Väster- und Östergötlands und auf dem kli- 
matisch durch seinen langen Herbst begünstigten Gotland. In Hälsingland 
hat er bereits seine Nordgrenze erreicht. Der weit anspruchslosere Roggen 
nimmt auch in den weniger günstig gestellten Gebieten recht große Anbau- 
flächen ein, so vor allem im südschwedischen Hochland mit seiner kargen 
Moränendecke. Mit dem Hafer, der ähnliche Ansprüche an Boden und 
Klima stellt, ist der Roggen eine sehr bezeichnende Arbeitsteilung ein- 
gegangen. Er überläßt ihm den Westen, weil hier infolge des atlantischen 
Einflusses auch im Frühjahr die für den Hafer (Sommerfrucht) notwendigen 
Niederschläge fallen, während er selbst (da ja meist als Winterfrucht an- 
gebaut) dann schon weiter entwickelt ist und ohne Schädigung die Früh- 
jahrstrockenperiode des Ostens zu ertragen vermag. 
Vergleicht man aber den Anteil, den die hochwertigste Getreideart, der 
Weizen, in den verschiedenen Gebieten hat, so stehen die Ebenen Schonens 
an erster Stelle, wo 10,4% des Gesamtareals dem Weizenbau dienen. Ihnen 
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