Full text: Der Arbeitslohn

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mit der von ihm angenommenen Dietzelschen im Widerspruch 
steht. Auf diese Argumente mich einzulassen, besteht kein Grund 
mehr. Aber ich habe die Pflicht, mich auf sachliche Einwände 
zu äußern, die nicht wie jene logisch auf dem Schlußfehler der 
petitio principii beruhen, das zu Beweisende (in diesem Fall kritisch 
zu Sichernde) als bewiesen zu unterstellen. 
Er beginnt damit, die von mir dargestellte „Lohnpyramide‘“‘, 
wie ich sie im Eingang dieses Aufsatzes entwickelt habe, als 
„durchaus treffende Schilderung“ des organischen, elastischen und 
doch engen Verhältnisses der Löhne zueinander zu billigen (S. 109). 
Er stellt dann zutreffend die Gestaltung dar, die nach meiner 
Theorie diese Pyramide der Arbeitseinkommen in der kapitalistischen 
Gesellschaft erhält, weil vom Lande her, aus den Grenzgebieten 
des höchsten Drucks, wo der Lohn auf dem physiologischen 
Existenzminimum steht, die „Grenzkulis“ in die Städte und Über- 
seegebiete drängen und dort den Lohn in die Tiefe reißen, während 
er, dank der Verminderung ihres Angebots, in jenen Grenzbezirken 
steigt. Er nennt das irrtümlich meine geozentrische Betrachtungs- 
weise. Es ist aber nur eine besondere Anwendung einer viel 
weiter umfassenden Methode, die schon die Physiokraten an- 
wandten, und die leider dann von dem „Industriezentrismus“ ab- 
gelöst wurde; „dem ganz aussichtslosen Bemühen, die Bewegung 
des städtischen Gewerbes und des Handels, ihr Blühen, Welken 
und Vergehen zu begreifen, als wären sie autonom und nicht an 
die Veränderung ihres Mutterbodens, der Landwirtschaft, wie mit 
Prometheus-Ketten geschmiedet 1)“. 
Was hat er denn nun gegen diese Ableitung einzuwenden: 
‚Erbringt nun Oppenheimer den Beweis der Existenz der 
‚Reservearmee‘? Keineswegs. Einen Nachweis hält er wohl für 
überflüssig; die Autorität seines ‚Meisters‘ (Marx) scheint ihm 
hier zu genügen“. Nun, wer meine Stellung zu Marx und die 
Wut seiner „Jünger“ auf mich kennt, weil ich den Frevelmut be- 
saß, mich zu ihm als „Schüler“ zu verhalten, daß heißt seine Theorie 
unbefangen zu kritisieren und dort, wo sie fehlerhaft war, zu ver- 
bessern: der wird über diese Worte eines Mannes lächeln, der, 
wenigstens in dieser Arbeit, als ein echter „Jünger‘“ seines Meisters 
bezeichnet werden muß, wenn man darunter einen Anhänger 
versteht, der unbedingt und ohne jede Kritik „in verba magistri“ 
schwört. 
I 1) Theorie, S. 305. Mir hat diese Methode z. B. auch dazu gedient, bisher 
unlösbar historische Probleme zu lösen.
	        
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