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weil sie sich bis zum letzten dagegen wehren, unter ihr „soziales“
Existenzminimum gedrückt zu werden.
Mit einem kurzen Bilde: Wasser fließt immer bergab
und niemals bergauf!
Arndt unternimmt es ferner, den uns leider entrissenen
Ludwig Pohle gegen einen kleinen Angriff von meiner Seite
zu verteidigen. Er hatte als Tatsache festgestellt, daß eine Arbeits-
losigkeit, die nicht wesentlich über 3 % hinausgehe, kein Hindernis
für eine aufsteigende Bewegung der Löhne bilde. Ich hatte ihn
aufgefordert, einmal einen Baumwollhändler zu fragen, ob eine
ständige Unverkäuflichkeit von 3% der zu Markte gebrachten
Kalikos kein Hindernis für das Steigen der Preise bilden würde.
Arndt sagt dazu: „Ich glaube, der Händler würde tatsächlich die
Frage verneinen. In einer normalen Friedenswirtschaft dürften die
dauernd auf Lager befindlichen, nicht verkauften und nicht ver-
käuflichen Warenvorräte regelmäßig sogar mehr als 3 % betragen...
Der Verbraucher wünscht einem gefüllten Lager gegenüber zu
stehen; er will wählen können. Der Verkäufer muß so kapital-
kräftig sein und ist es in normalen Zeiten auch, daß er ein großes
Lager unterhalten kann, ohne sofort an Preisherabsetzungen zum
Zwecke des „Räumens“ denken zu müssen. Ähnlich liegen die
Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkte“.
Nun, man stelle sich vor, daß die Kalikos gleich der „Ware
Arbeitskraft“ bereits nach einem Tage der Unverkäuflichkeit an-
fingen, merklich einzuschrumpfen, nach drei Tagen kaum noch
brauchbar und nach etwa einer Woche (denn wir sind ja nicht
alle Hungerkünstler) verschwunden wären: ob dann wohl der
Kalikohändler es sich leisten könnte, ein Lager zu halten?! Freilich
fügt Arndt hinzu: „Auch hier sind glücklicherweise viele Stellen-
suchende auf Grund eigener Rücklagen oder mit Hilfe anderer
imstande, einige Zeit zu warten, ohne sofort ihre Kollegen zu
unterbieten“. (S. ıı3)
Schön! wenn nun aber die Menschen, welche Rücklagen und
freundliche Kollegen haben, durch ‚einen bösartigen Zufall nicht
stellungslos, und gerade diejenigen, die solche Hilfsmittel nicht
besitzen, stellungslos sind? Und wenn eine Arbeitslosigkeit so lange
dauert, daß auch bei der ersten Kategorie die Rücklagen aufge-
zehrt und die Freunde ausgepumpt sind? Und derartige Dinge sollen
z. B. in Krisenzeiten doch bereits einigemale vorgekommen sein?!
Vor allem aber: wenn der Händler seinen Kaliko nicht heute
verkauft, wird er ihn morgen oder übermorgen verkaufen. Wenn
Sf