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ihren Höhepunkt und damit ihren „Medianwert“ erreicht, und
nach der anderen Seite ebenso allmählich absinkt, um bei den Ein-
kommen der höchsten Qualifikation wieder fast auf Null zu sinken.
Diese Gesetze des Arbeitseinkommens gelten, um es
noch einmal scharf zu betonen, für jede Gesellschaft der Konkurrenz,
Sie beziehen sich auf alle Einkommen, die als Entgelt für geleistete
Arbeit bezogen werden. Und das heißt zunächst: für alle Ein-
kommen aus Dienstleistungen, seien es nun Dienste ungelernter
oder gelernter Handarbeiter, oder seien es Dienste von akademisch
oder nicht akademisch ausgebildeten Geistesarbeitern; seien es ferner
Dienste von Unselbständigen, die im Auftrage und auf Rechnung und
Gefahr eines Unternehmers, oder von Selbständigen, die auf eigene
Kosten und Gefahr ihre Dienste zu Markte bringen. Aber man
kann weitergehen und aussprechen, daß die gleichen Gesetze auch
für alle diejenigen gelten, die selbständig beliebig reproduzierbare
Waren zu Markte bringen. Da nämlich der Naturstoff nichts
kostet, er sei denn Gegenstand eines Monopols, so werden alle
nichtmonopolisierten, und das sind eben die beliebig reproduzier-
baren Waren, nur nach der in ihnen inkorporierten Arbeit, also
nach dem von dem Produzenten der Gesellschaft geleisteten Dienste
bewertet und bezahlt. Die Menschen tauschen, scharf gesehen,
nichts als Dienste untereinander }!).
Schon hieraus geht hervor, daß diese allgemeinste Theorie
des Arbeitseinkommens noch nicht ausreicht, um das Problem
des eigentlichen Arbeitslohnes im engeren Sinne aufzuklären.
Karl Marx hat einmal in der „Einleitung zur Kritik der
politischen Ökonomie“ das prachtvolle Wort geprägt: „Arbeitslohn
ist die unter einer anderen Rubrik betrachtete Lohnarbeit“?). Wer
aber Lohnarbeit sagt, sagt „Klassengesellschaft“ und ins-
besondere — die Vorstufen interessieren uns hier jetzt nicht —
kapitalistische Klassengesellschaft. Und diese kapitalistische
Gesellschaft hat ihre eigenen Lohnprobleme.
Und zwar gibt es deren zwei, mit einer Anzahl von Unter-
problemen. Das erste ist die Frage nach der Ursache und das
zweite ist die Frage nach der Höhe.des Lohnes.
Die Aufgabe ist, diese beiden Probleme, die offenbar eng
zusammenhängen, aus einer Wurzel zu lösen).
I) Vgl. Wert und Kapitalprofit, 3. Aufl., S. ı10ff., u. 51ff.
2) Herausgeg. v. Kautsky, Stuttgart 1907, S. XXVII
3) Man wird mir vielleicht einwenden, daß ich die Grenznutzler angegriffen habe,
weil sie genau dieses Postulat in bezug auf den „Wert“ stellen. Aber bei ihnen han-