Aufgaben der künftigen Forstwirtschaftspolitik. 171
Da der Weg der Beschränkung des Holzbedarfs nicht gangbar erscheint, bleibt nichts
anderes übrig als d er Versuch einer Behebung des Holzbedarfs-
Defizits.
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Die Erhöhung der Einfuhrmenge und die Hebung
der Eigengewinnung.
Erhöhung der Einfuhrmenge.
Im vorbereitenden Teile wurde statistiscch nachgewiesen, daß das Deutsche Reich ein
Holzeinfuhrland ist; daß es mit seiner Eigengewinnung von Nutzholz nicht auskommt,
vielmehr zur Deckung seines Nutzholzbedarfes noch erhebliche Holzmengen im Auslande
kaufen muß. Das wird auf Grund des unantasstbaren Sachverhalts trotz der
Prophezeiungen der Dauerwäldler leider auch in Zukunft nicht anders werden. Die
Deckung des Fehlbetrages durch Einfuhr, die sich vor dem Kriege in festen Geleisen und
fast spielend vollzog, stieß in den Jahren nach dem Kriege auf Schwierigkeiten mancherlei
Art (unsichere Lage in den früheren Holzausfuhrgebieten, Verkehrsschwierigkeiten usw.),
die auch heute noch nicht ganz behoben sind. Dazu kommt als weitere Schwierigkeik heute
noch die Wirtschaftskrisis und die durch sie bewirkte Geldknappheit hinzu, die allerdings
durch den geringen Stand der Valuta in einigen Bezugsländern zum Teil wieder aus-
geglichen wird. Wir haben es hier mit einem richtigen Zirkel zu tun: Eine Wiederbelebung
unserer Wirtschaft ist nur durch eine Hebung der Einfuhr von Rohstoffen und die hierdurch
erst möglich werdende größere Ausfuhr von veredelten Halb- und Fertigfabrikaten er-
reichbar; auf der anderen Seite aber ist gerade die Wiederbelebung unserer Wirtschaft die
Voraussezung für die Ermöglichung einer größeren Einfuhr von Rohstoffen. So
schwierig eine Lösung dieses Problems aber auch sein mag, wir müssen den Versuch zu
seiner Lösung machen, indem wir mit allen verfügbaren Mitteln die Einfuhr von Rohholz
zu heben versuchen. Wenn wir unsere Schulden zahlen wollen, dann sind wir gezwungen,
eine gewaltige Steig erung unserer Aus fuhr in den nächsten Jahren herbei-
zuführen. Hierbei mitzuwirken ist u. a. auch die deutsche Holzwirtschaft berufen durch eine
große Ausfuhr von Schnitthölzern, Holzwaren und -fabrikaten. Um aber diesen beträcht-
lichen Holzexport ohne Schaden für unsere Forstwirtschaft durchführen zu können, müssen wir
steigende Massen Rohholz einführen, um sie von unseren Säge- und Holzbearbeitungs-
werken zu Schnittholz und holzindustriellen Waren verarbeiten zu lassen. (Veredlungs-
prozeß im Interesse unserer werktätigen Bevölkerung und zur Herstellung einer aktiven
Handelsbilanz!):!)
Hebung der Eigengewinnung.
Neben der Hebung der Einfuhr darf natürlich auch die Hebung der Eigengewinnung
nicht außer acht gelassen werden. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß wir versuchen
müssen, aus dem uns zur Verfügung stehenden Walde möglichst viel Holz und vor allem
Nutzholz zu gewinnen. Eine Erhöhung der Nutzholzgewinnung kann geschehen durch eine
Steigerung der Abnutzung in den uns überkommenen hiebsreifen Beständen und durch eine
Hebung der Holzerzeugung für die Zukunft.
Die Frage, ob eine Steigerung der Abnutzung in den hiebsreifen
Be st än den ohne ein Angreifen des notwendig zu erhaltenden Vorrats möglich ist,
läßt sich bei dem Mangel zuverlässigen Unterlagematerials sehr schwer beantworten.
t ?) Bol. hierzu Wi e h e, „Die deutsche Holzausfuhr“, „Der deutsche Forstwirt“. 1925,