Full text: Der Weg der Reparation

leistung für den Wiederaufbau, Das ist eine seltsame und auf- 
fallende Erscheinung, die in Widerspruch mit der Forderung 
steht, daß Deutschland seine wirtschaftlichen Hilfsmittel unmittel- 
bar der materiellen Wiederherstellung der zerstörten Gebiete 
dienstbar machen müsse, Alle Angebote, die Deutschland in dieser 
Hinsicht im Verlaufe der Zeit gemacht hat, sind von den Alliierten 
als unannehmbar zurückgewiesen oder so behandelt worden, daß 
sie ohne praktisches Ergebnis bleiben mußten, Die Erklärung 
dafür liegt darin, daß man die Konkurrenz der deutschen Arbeits- 
betätigung in den zerstörten Gebieten und die Berührung von 
deutschen Arbeitern mit der heimischen Bevölkerung fürchtete. 
Man muß der deutschen Friedensdelegation in Versailles 
nachrühmen, daß sie die grundlegenden Mängel der von den 
Alliierten diktierten Friedensbedingungen gleich richtig erkannt 
und in ihren Noten an die interalliierte Friedenskonferenz scharf 
hervorgehoben hat, Die deutsche Delegation hat sich dabei nicht 
mit einer Kritik begnügt, sondern sie hat auch Gegenvorschläge 
gemacht, welche vielleicht nicht in allen Punkten annehmbar 
waren, aber doch eine geeignete Grundlage für Verhandlungen 
boten, wenn die Alliierten in Versailles überhaupt daran gedacht. 
hätten, sich auf Besprechungen mit den Deutschen einzulassen, 
Die deutschen Antwortnoten und Gegenvorschläge auf die 
Friedensbedingungen sind fast gar nicht beachtet worden, Sie 
enthalten aber viel wertvolles Material, das der Vergessenheit 
entrissen werden und in einer allgemeinen Darstellung der Repa- 
rationsgeschichte seinen Platz finden muß, Deshalb sei einiges 
aus ihnen hier im Wortlaut wiedergegeben, 
Im Mittelpunkt der deutschen Note vom 29, Mai 1919 an den 
französischen Ministerpräsidenten Clemenceau steht folgendes 
Angebot: 
„Deutschland ist bereit, die ihm nach dem vereinbarten 
Friedensprogramm obliegenden Zahlungen bis zur Höchst- 
summe von 100 Milliarden Gold zu leisten, und zwar 
20 Milliarden Mark Gold bis zum 1, Mai 1926, alsdann die 
restlichen 80 Milliarden Mark Gold in unverzinslichen 
Jahresraten, Diese Raten sollen grundsätzlich einen be- 
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