Oberschlesien nur die Kohlen erhalten solle, welche nach dem
eigenen Verbrauch von Oberschlesien noch übrig bleiben würden,
Diese gewaltige Erhöhung des Lieferungsprogramms widersprach
dem mit Loucheur geschlossenen Abkommen, Aber Loucheur war
inzwischen mit dem Sturz des Kabinetts Clemenceau aus der
französischen Regierung ausgeschieden, An seine Stelle trat als
Präsident der Reparationskommission zunächst Jonnart, dann bis
zum 19, Mai 1920 Poincare,
Die Lage wurde verschärft durch eine Note des französischen
Ministerpräsidenten Millerand vom 8, Februar 1920, in welcher
er über die Mängel der deutschen Kohlenlieferung bittere Klage
führte, Deutschland erklärte der Reparationskommission, daß die
neuerdings verlangten Kohlenlieferungen nicht ausführbar seien,
Im Anschluß daran fanden in Paris vor der Kommission ein-
gehende Besprechungen statt, in deren Verlauf die Kommission
am 31. März 1920 die Lieferung für April auf 1440000 Tonnen
festsetzte. Inzwischen hatte sich die Lage der Förderung und des
Verkehrs in Deutschland nicht gebessert, Das Hochwasser
des Rheins dauerte auch im Februar an, Im März entstanden
unter der Rückwirkung des bekannten Kapp-Putsches schwere
kommunistische Unruhen im Ruhrgebiet, Die Folge davon war,
daß die Lieferungen im März und April nicht wesentlich stiegen,
Am 29, April setzte die Reparationskommission die Kohlen-
lieferung für Mai auf 1925000 Tonnen, für Juni auf 2062000
Tonnen und für Juli auf 2175000 Tonnen fest. Diese Ziffern
waren unvernünftig hoch, Sie wurden von den Mitgliedern der
Reparationskommission, die zusammen mit der deutschen Ver-
tretung die Kohlenfrage eingehend behandelt hatten, keineswegs
gebilligt, Inwieweit die offizielle Anforderung der Reparations-
kommission auf politische Einflüsse zurückzuführen war, kann
dahingestellt bleiben, Tatsache ist, daß die Kommission selber
keine vollständige Erfüllung ihres Kohlenprogramms, sondern
nur ein allmähliches Anwachsen der Lieferungen erwartete, Als
ich Ende Mai 1920 einem Mitglied der Reparationskommission
mitteilen konnte, daß die Lieferung für den Monat Mai voraus-
sichtlich 1 Million Tonnen betragen werde, erhielt ich zur Ant-
AR