Object: Arbeiterschaft und Kolonialpolitik

Tee- und Zuckerpflanzungen Natals arbeiten. Trotzdem wer- 
den die Kolonialschwärmer nicht müde, der Arbeiterschaft 
immer wieder von den Arbeitsgelegenheiten in den Kolonien zu 
erzählen, um sie — soweit sie aus bürgerlichem Lager stammen 
— zur Vergrößerung ihrer Profitrate zu gewinnen, als Opfer 
dieser bürgerlich-kapitalistischen Propaganda und aus‘ falsch 
verstandenem Nationalgefühl, soweit sie leider auch in sozia- 
listischen Kreisen auftauchen. 
Wie sehr die Eingeborenen erwachen und versuchen, dem 
europäischen Kapitalismus Konkurrenz zu machen; können wir 
ebenfalls in Südafrika feststellen. In Witwatersrand waren 
1913 in drei Aktiengesellschaften sämtliche Aktionäre Hindus, 
1919 in 370 Gesellschaften. Viele europäische Firmen mit ihrem 
kostspieligen Betrieb machen bankrott. Europa geht hier zum 
Gegenangriff über. Ob auf die Dauer mit Erfolg, ist mehr als 
fraglich. 1919 wurde bereits ein Gesetz geschaffen, daß die Er- 
teilung weiterer Handelskonzessionen an Hindus untersagte 
und ihnen verbot, in Transvaal als Aktionäre von Gesellschaften 
oder als Hypothekengläubiger Eigentum zu erwerben. Heute 
noch werden die politischen Verhältnisse in Südafrika stark be- 
herrscht von der „de Beers Consolidated Mines Company“, die 
die Diamantgruben besitzt und an den Witwatersrander Gold- 
gruben beteiligt ist. Aber sie steht in ständiger Abwehrstellung 
gegenüber den Eingeborenen, die wohl den Willen, aber noch 
nicht die Kraft haben, sie aus ihrer beherrschenden Stellung zu 
vertreiben. Noch fehlt ihnen die Organisation, und dadurch 
altein können die europäischen Gesellschaften sich halten. Wie 
lange noch? ; 
Die Eingeborenen fordern die wirtschaftliche und politische 
Gleichstellung aller Rassen, während die Gegenseite den „Schutz 
der weißen Rasse“ verlangt. Die Weißen erkennen die Gefahr; 
sie wissen, daß die Zeiten, da sie die Farbigen schrankenlos 
ausbeuten konnten, vorbei sind, und fühlen sich in die Defen- 
sive gedrängt. Der erhebliche Aufschwung, den die südafri- 
kanische Industrie in den letzten Jahren genommen hat, ist 
allein der Ausbeute der schwarzen Arbeitskraft zu danken; aber 
die europäischen Kapitalisten befürchten, daß diese nun selbst 
ihren Anteil am Produkt fordern und ihre Profite damit ein- 
schränken könnte. In einer Rede in Queenstown sagte Sir Abe 
Baleys (nach „African World‘“ vom 7. Mai 1927): „Wenn die 
Eingeborenen auf eigene Gebiete beschränkt werden, so wird 
sich wegen der billigen schwarzen Arbeitskräfte die Industrie 
sicherlich früher oder später hier einfinden und Waren zu viel 
niedrigeren Preisen erzeugen, als sie im Gebiet der Weißen her- 
gestellt werden.. Der Eingeborene geht auf politische und wirt- 
schaftliche Gleichberechtigung aus, aber ich hoffe, er wird 
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