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nicht. Eine Bewegung, die vorwärts kommen will, muß in ihrem
Kern eine Art Freundschaftsbund sein. Sie bloß auf Interessen
und verstandesmäßige Sätze aufzubauen, das macht nämlich nur
ein Diskutierklub (Heiterkeit), und der Diskutierklub arbeitet
nicht, weil er ohne gegenseitige Geduld und ohne flammenden
Magnetismus ist. Und das scheint mir eine der besonderen
Gaben von Damaschke zu sein, daß er auf einem Gebiete, auf
dem es ungemessene Gelegenheiten zu Rechthabereien gibt (Heiter-
keit), es doch verstanden hat, einen Kern von echter Freundschaft
hineinzuseßen und damit den Organismus arbeitsfähig zu machen.
Er hätte das nicht gekonnt, wenn er nicht fleißig, gut ein-
fach und klar hätte reden können. Er hat in seinem Leben viel
geredet (Große Heiterkeit). Auch andere Leute, deren Beruf das
Reden ist, haben doch ein Gefühl dafür, daß das Reden landauf
und landab, wie es Damaschke gemacht hat, dieses Reden nicht
nur in großen Versammlungen, wo es sozusagen kinderleicht ist,
zu sprechen, sondern das Reden unter Umständen, wo im wesent-
lichen die Wände um einen herum sind (Große Heiterkeit) und
ein paar Menschen dazu > dieses Anfangsreden der Bewegung,
das hat er überstanden; das hat er durchgehalten und aus-
gedauert, und darum konnte er auch nachher in so einfacher und
in so instruktiver Weise von der Kunst des Redens schreiben als
einer, der wirklich von der Pike auf gedient hat, so daß er nun
anderen sagen kann: Jetzt gehe du hin und tue desgleichen!
Und indem er redete, schrieb er ~ zum Teil unterwegs,
wenn er zum Reden fuhr. Denn er wußte, das gesprochene Wort
ist unerseyßlich und durch kein gedrucktes jemals auszugleichen.
Wenn man erst Menschen heranholen will, so redet man mit
ihnen; aber weil der Mann nachher vergeßlich ist und selbst die
Frau nicht immer alles im Kopfe behält (Heiterkeit), so muß der,
der gesprochen hat, nachher sich hinsezen und muß die Heimarbeit
der Feder betreiben. (Heiterteit.) Als ich mir heute früh dachte:
Wir werden heute abend über unsern Freund Damaschke sprechen,
da holte ich mir den „Kürschner“ (Heiterkeit) und sah nach, was
er laut Kürschner alles geschrieben hat. (Heiterkeit.) Das ist ganz
instruktiv; man sieht da, daß er in die versschiedensten Gebiete
hineingeschrieben hat > vielseitig, reichlich, immer von neuem.
Und das ist in meinen Augen wieder das Größte; daß nämlich
jemand über einen Kernpunkt, über einen Grundgedanken so
hundertmal verschieden, immer wieder von einer anderen Ecke
aus, von einer Tatsache, von einer Idee, von einem Einwande,
von einem Zitat aus immer wieder auf dieselbe Sache hinaus-
kommt, ebenso wie der Apostel Paulus von sich schrieb:
„Laßt's euch nicht verdrießen, daß ich immer dasselbe zu euch
rede!“ Es gibt gelehrte Leute, gescheite Menschen, die sagen:
„Ja, über diesen Punkt habe ich mich schon im Jahre 1895
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