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Sie haben weiten Volkskreisen die Eigenart und Einzigartig-
keit des Bodens zum Bewußtsein gebracht und ihr im Artitel 155
der Reichsverfassung auch die grundfätziche Anerkennung er-
rungen. Jett stehen wir in der rechtlichen Verwirklichung dieser
Verfassungsgrundfäte.
Ihr Werk und Ihre Lehre finden immer regere Beachtung auch
im Auslande; denn in allen Ländern steht jett die Bodenfrage
im Bordergrunde.
Die Verehrung, die Jhnen die Ferne zollt, zeigt, wie auch in
Deutschland die fernen Geschlechter, nicht mehr beeinträchtigt durch
des Tages Zank und Staub, Jhre Gestalt sehen und verehren
werden.
Doch jetzt leben und wirken Sie noch mit frischer Kraft. Mit
dem 60. Jahre erklingt Ihnen nicht das römische: Sexagenarios
de ponte: – Werft die Sechziger von der Brücke herab!
Möge vielmehr das Wort des Psalmisten von den 70 oder
80 Jahren Jhnen zur Wahrheit werden. Daß das Leben Ihnen
auch fortan Mühe und Alrlbeit sein wird, werden Sie nicht be-
klagen, sondern als rechter Sohn des arbeitsfreudigen Alt-Berlin
weiter mit tapferem Mut auf sich nehmen!
Leider konnte diese Adresse aus äußeren Gründen zunächst
nur einem kleinen Teil der deutschen Hochschullehrer, etwa 400,
vorgelegt werden und von diesen 400 haben bisher 225 sie
unterschrieben. Hahlreiche Beschwerden über Nichtvorlegung
gingen mir zu. So überreiche ich denn die Unterschriftenlisste
als noch unvollständig. Die Adresse wird nun in den Mit-
teilungen unseres Verbandes deutscher Hochschulen veröffentlicht
werden, die allen Hochschullehrern zugehen. Daß alle sie lesen
werden, ist allerdings auch damit nicht gewährleistet; denn welche
Verbandsmitteilungen werden von allen Mitgliedern regelmäßig
gelesen?
Die Schlußworte dieses Glückwunschsschreibens hießen ur-
sprünglich: „Möge das Wort des Psalmisten von den 70 oder
8s0 Jahren Ihnen zur Wahrheit werden. Daß das Leben Ihnen
auch fortan Mühe und Arbeit sein wird, werden Sie nicht wie
er beklagen, sondern als rechter Sohn des arbeitsfreudigen Alt-
Berlin weiter mit tapferem Mut auf sich nehmenl“
Mein „wie er“ sollte ausdrücken, daß dem Psalmisten („Moses,
dem Mann Gottes“) als Orientalen die Arbeit als etwas im
Grunde Unerfreuliches erschien. So glaubte ja auch Hilthy, daß
er das Pssalmistenwort umkehre, wenn er es dahin faßte:
„Köstlich, weil es Mühe und Arbeit war.“ Aber sicher ist diese
Deutung nicht, und so wurde von zahlreichen Theologiepro-
fessoren das „wie er“ beanstandet und daher bei der endgültigen
Fassung gestrichen.
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