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Verehrter Herr Dr. Damaschke! Geehrte Festversammlung!
Im Namen des Gewerkschaftsringes Deutscher Arbeiter-,
Angestellten- und Beamten-Verbände habe ich die Ehre, die
Glückwünsche eines Teiles der Bevölkerung zu überbringen,
der, da er am meisten im Schatten steht, am meisten erhofft
von dem, was Sie bis jett, lieber Freund Damaschke, gelehrt
und gewirkt haben. Mir persönlich war es eine große Freude,
mit diesem Gruß beauftragt zu werden, weil ich, wie auch
mancher meiner Vorredner, schon vor einigen Jahrzehnten Schul-
ter an Schulter mit Ihnen kämpfen konnte und gesehen habe,
aus wie mühsamen und steinigen Anfängen sich endlich das
herauskristallisierte, was die Möglichkeit einer so glänzenden
Versammlung wie der heutigen bot.
Nun ist es, lieber Freund, und damit glaube ich, die Wahr-
heit nicht zu beugen, keine ungemisschte Freude, wenn man fest-
stellen muß, daß man wieder einmal ein Jahrzehnt älter
geworden ist, Die Gratulanten, die das auch wohl fühlen,
bemühen sich nun, in möglichst guten Wünschen diesen etwas
peinlichen Rest, der mit dem Alter nun einmal verbunden ist,
zu mildern, und es mag wohl auch sein, daß dann manchmal
etwas zu viel versprochen wird. Davon ist heute selbstver-
ständlich keine Rede; denn heute hat die Einheitsfront der
Parlamentarier hier ihre Versprechungen abgegeben, und wir
sind natürlich überzeugt davon, daß alle Abgeordneten schleunigst
tt die Tat umsetzen, was sie den Wählern versprochen haben.
eiterkeit.)
Immerhin, verehrter Freund, ist es zweifellos, und das sei in
vollem Ernst gesagt, für den, der die Entwicklung durch die
Jahrzehnte verfolgt hat, etwas geradezu Staunenswertes, daß
diese parlamentarische Einheitsfront von links nach rechts heute
Abend überhaupt vorhanden ist. Wer hätte das vor drei Jahr-
zehnten für möglich gehalten?
Wie war es denn damals? Wir Aelteren wissen es, und
den Jüngeren sei es troß der vorgeschrittenen Zeit mit einigen
Sähen gesagt. Es war, um ein Bild zu gebrauchen, als ob
über den Gedankengängen des deutschen Volkes ein dicker,
finsterer Nebel lagerte. Alles jammerte unter politischen und
wintschaftlichen Nöten, alles stöhnte. Keiner aber konnte die
Diagnose stellen! Keiner wußte, wie gebessert werden sollte.
Hier und da tauchten wohl Schwarmgeisster auf, die versuchten,
in diesem Nebel Fackeln anzuzünden. Bald erloschen sie. In
diesem Nebel fanden nur diejenigen Vorteile, die gewohnt sind,
im Dunkeln zu wirken, die Fledermäuse und allerhand sonstiges
Nachtgetier. Endlich, als die Not besonders groß geworden
war, trat aber ein Mann hervor + nach langem ernstem Be-
sinnen, ~ zündete eine Fackel an, trat aus der Stille seines
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