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handelt; hier sei bloß hervorgehoben, daß die Völker nur durch
gegenseitige Verständigung und Vereinbarungen den vollen
Nutzen aus der neuen technischen Gestaltung der Produktion
und des Verkehres erzielen können. Ing. Bretschneider führte
diesen Gedanken des näheren in einem Vortrage aus, der in der
»Sparwirtschaft« (Jänner 1928) veröffentlicht wurde, und im einzelnen
die Weltkraftkonferenzen, die internationalen Vereinigungen für
Wärme-, Kälte- und Elektrotechnik, die International Standardi-
zation Association, den Internationalen Verband für Materialprüfungen
u. a. schildert.
5. Rationalisierung der Landwirtschaft,
Wir gelangen nunmehr zu der ältesten und, trotz aller Indu-
strialisierung, noch immer wichtigsten Produktion: Getreidebau, Zucht
von Groß- und Kleinvieh, Gemüse-, Obst- und Futtermittelbau, Forst-
wirtschaft, Weinbau, Fischzucht, Agrumen, in Überseeländern Bau
von Baumwolle, Jute u. a. Das sind die unentbehrlichen Quellen
unseres Lebens, sie liefern uns das »tägliche Brot« und die ebenso
unentbehrlichen gewerblichen Rohstoffe, namentlich für die Kleidung
aller Art. Gerade diese älteste Art echter wirtschaftlicher Tätigkeit
des Menschen, nachdem er seßhaft geworden, zeigte lange Zeit,
vielfach noch bis in unsere Tage rastloser technischer Fortschritte
und sozialwirtschaftlicher Umschichtungen, die gleichen Arbeits-
und Betriebsmethoden, ererbt von Vater und Großvater, gehütet vor
unerprobten Neuerungen; die Landwirte geben nur zögernd der
motorischen Kraft Raum, sind nur schwer belehrbar und zu er-
giebigeren Verfahren zu erziehen. Auch sie haben die Nachteile
ihrer Vorzüge, in ihrer wurzelechten, bodenständigen Art und ihrer
:aandeigenen, mehr konservativen Gesinnung. Bevölkerungs-, ernäh-
ungs- und handelspolitische Motive waren wirksam, das »Landvolk«
und seine Tätigkeit durch verschiedenartige Maßregeln der Wirt-
schaftspolitik zu erhalten und zu fördern. Zum Teil waren dies
esoterische Mittel, d. h. von außen und nicht von innen heraus, aus
der Wirtschaftspsyche und Betriebsenergie der Landwirte, wirkend
wie Schutzzölle, Einfuhrverbote u. ä,, Subventionen an landwirt-
schaftliche Genossenschaften, ohne auch auf die rationelle Gebarung
derselben maßgebenden Einfluß zu nehmen, oft nicht ohne partei-
und personenpolitische Rücksichten. Aber auch wirksame, sachliche