Full text: Zur Psychologie des Anlernens und Einübens im Wirtschaftsleben

Zu der schriftlichen Instruktion kamen noch untergeordnete münd- 
liche Anweisungen, die wir hier übergehen können, da das Wesentliche 
in den schriftlichen Instruktionen hinlänglich zum Ausdruck kommt. 
Dieersten Verbesserungen: 
Nach zirka 2 Monaten, während welcher Zeit nach dieser Instruk- 
tion gearbeitet wurde, erwies es sich als zweckmäßig, folgende Abände- 
rungen vorzunehmen: 
1. Es wurden keine bestimmten Zeiten mehr für die Ab- 
solvierung des Pensums der verschiedenen Stufen vorgesehen. Jede 
Schülerin mußte solange auf jeder Stufe arbeiten, bis sie die dort zu 
lernenden Elemente wirklich beherrschte. Erst dann rückte sie auf die 
nächsthöhere Stufe vor. Es stellte sich heraus, daß die Zeit, die für die 
richtige Anlernung notwendig ist, individuell variiert. Anderseits wäre 
es aber psychologisch ebenso falsch gewesen, eine Schülerin länger als 
notwendig auf einer Arbeitsstufe zurückzuhalten, lediglich deswegen, 
weil eine bestimmte Zeit a priori festgelegt worden ist. 
2. Weiter wurde verlangt, daß die Schülerinnen zuerst lang- 
sam und genau arbeiten und erst allmählich mit steigender Uebung 
auf die volle Geschwindigkeit übergehen. Damit wurde der erste der 
beiden oben besprochenen Wege verlassen und der zweite Weg einge- 
schlagen. Die Erfahrungen mit dem ersten Weg hatten gezeigt, daß die 
Genauigkeit, also die Qualität der Arbeit, nie ganz gut wird, wenn nicht 
von Anfang darauf gedrungen wird, zudem wurde auch das Ziel, die An- 
gewöhnung einer optimalen Geschwindigkeit auch nicht in ganz befrie- 
digender Weise erreicht; sie wurde mitunter im Laufe der Zeit sogar 
kleiner als im Anfangsstadium. Es könnte heute scheinen, daß dieses 
Resultat auf der Hand liegt; wertvoll ist es jedoch, daß der Versuch in 
der Praxis einmal systematisch gemacht wurde, so daß man sich jetzt 
auf Erfahrungsmaterial stützen kann. Wir werden im übrigen noch 
sehen, daß auch diese zweite Lösung verbesserungsbedürftig war. 
3. Im zweiten Schema kam noch Maschinen-Kenntnis als 
eine besondere Instruktionskategorie hinzu, anstatt des bloßen Kennen- 
lernens der Maschinen anläßlich ihrer Benützung. 
Im übrigen hat der psychotechnische Aufbau der Instruktion keine 
Aenderungen erfahren, die hier von Interesse sein könnten. Es zeigte 
sich, daß die Gliederung des Nähens in seine Elemente von Anfang am 
richtig gewählt war. 
Einige Erhebungen aus dem Betrieb: 
Erhebungen an aus der Nähschule entlassenen Arbeiterinnen zeigten 
gutes Arbeiten, aber immer noch sehr viel Zeitverlust, haupt- 
sächlich während der Ausführung von Zwischenarbeiten, daneben teil- 
weise auch beim Nähen selbst. 
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