Full text: Die Staatsausgaben von Großbritannien, Frankreich, Belgien und Italien in der Vor- und Nachkriegszeit

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vergleichs verlangte nach so schnellen Lösungen, daß die wissenschaftlich-kritische Bearbeitung hierunter 
zeitweise gelitten hat. Aber neben diesen zu politischen Zwecken von allen Seiten angestellten Berech- 
nungen gingen doch auch in den Nachkriegsjahren gründlichere Untersuchungen tatsächlicher und 
methodischer Art einher, 
Das Internationale Statistische Institut hatte bereits. im Jahre 1913 die Versendung eines Fragebogens 
beschlossen, der von Zahn entworfen war und bei weitem nicht derartig ins einzelne gehende Ansprüche 
stellte wie das Programm von 1857. Zur Ausführung dieses Beschlusses kam es infolge des Krieges erst 
im September 1920. Von 19 Staaten gingen Antworten ein. Um eine weitere Verzögerung zu vermeiden, 
wurde das Ergebnis für eine Reihe von Ländern, die nicht geantwortet hatten, durch Zusammenstellungen 
aus den erreichbaren Quellenwerken ergänzt. Das Ergebnis wurde in dem Band VIII des » Annuaire Inter- 
national de Statistique«1) veröffentlicht. Ihm sind die Staatsrechnungen von 1913 bzw. 1913/14 zugründe- 
gelegt worden, 
Nachdem im Jahre 1920 das Problem der internationalen Finanzstatistik auf der Brüsseler Finanz- 
konferenz?) im Zusammenhang mit der Reparationsfrage erörtert worden war, hat der Völkerbund 
Arbeiten auf diesem Gebiete eingeleitet. Unter Berufung auf die Verhandlungen der Brüsseler Finanz- 
konferenz gab er 1922 das M6morandum sur les Finances Publiques 1921 heraus, in welchem die Finanzen 
von 26 Staaten behandelt werden. Im Jahre 1923 erschien eine Fortführung über die Finanzen des 
Jahres 1922 für 14 Staaten. Ein weiteres Memorandum befindet sich zur Zeit (Ende 1926) in Vor- 
bereitung, 
An privaten Arbeiten ist zunächst eine gründliche Untersuchung von Seligman?) zu nennen. Einen 
umfangreichen Beitrag zum Problem des Finanzvergleichs veröffentlichte Shirras in seinem Vortrage 
vor der Royal Statistical Society im Juni 1925%) mit ausgedehntem Ziffernmaterial. In methodischer 
Hinsicht brachte insbesondere Stamp in der Diskussion dieses Vortrags wichtige Anregungen, Im 
Zusammenhang mit dem Problem der interalliierten Schulden wurden eingehende Untersuchungen des 
National Industrial Conference Board in der Veröffentlichung »The Inter-Ally Debts and the United 
States«, New York 1925, vorgelegt. 
Neben diesen Versuchen, Material für den Finanzvergleich bereitzustellen, ging eine lebhafte Diskussion 
über den Sinn und die Methoden der vergleichenden Finanzstatistik. Hierbei ist besonders die Arbeit 
von Gerloff, »Steuerbelastung und Wiedergutmachung, ein Beitrag zur Reparationsfrage«®), zu erwähnen. 
In dieser Arbeit wird vor allem schon auf die Problematik derartiger Vergleiche hingewiesen, Diese Be- 
denken bringt in schärfster Form eine Schrift von Waldemar Holz, »Sind internationale Vergleiche steuer- 
licher Belastung möglich? «®), zum Ausdruck, Die Schwierigkeiten des Steuerbelastungsvergleichs werden 
lerner in dem Beitrag von Bräuer, »Steuerbelastungsvergleiche« im Handwörterbuch der Staatswissen- 
schaften”), dargelegt. Im Juni 1925 hielt Alberto Pirelli, der dem Dawes-Komitee selbst angehört hatte, 
auf der Tagung der Internationalen. Handelskammer in Brüssel einen Vortrag über den Finanzbelastungs- 
vergleich, der besonders in methodischer Hinsicht wertvoll ist®) und bemerkenswerte praktische An- 
regungen enthält, 
Eine umfassende Darstellung der Probleme findet sich ferner in dem Beitrag von Zahn zum Hand- 
wörterbuch der Finanzwissenschaft?) und in der Abhandlung »Finanzstatistik« im Handwörterbuch der 
Staatswissenschaften!®). Ferner ist der Aufsatz von Colm im Weltwirtschaftlichen Archiv!!) über »Die 
methodischen Grundlagen der international vergleichenden Finanzstatistik« zu erwähnen, der in metho- 
discher Hinsicht für die vorliegende Arbeit von Bedeutung war. Das verstärkte politische Interesse am 
?) Herausgegeben von dem Office Permanent de V Institut International de Statistique (Haag 1921). 
*) »Die internationale Finanzkonferenz in Brüssel vom 24. September bis 8. Oktober 19206, Reichstagsdrucksachen, 1. Wahlperiode 1920, 
Nr. 922. Ferner. Lotz »Die Brüsseler internationale Finanzkonferenz von 1920« in Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und 
Volkswirtschaft im Deutschen Reiche, 44. Jahrgang, 4. Heft, 1920, besonders der Abschnitt: »Ergebnis der Brüsseler Konferenz hinsichtlich 
der Steuerbelastung in Deutschland und Frankreich«, S. 254. 
3) Studies in Public Finance, New York 1925, Chap. I: Comparative Tax Burdens in the Twentieth Century. 
4) »Volkseinkommen und Besteuerunge, Vortrag von G. Findlay Shirras (Bombay), deutsch herausgegeben von M. J. Bonn. (Übersetzt 
und mit Anmerkungen versehen von Colm und Frank). Mit Diskussionsreden von Sir Josiah Stamp, F. Layton u. a. und mit einem Anhang 
über den Finanzbelastungsvergleich von Alberto Pirelli, ehemaligem Mitglied des Dawes-Komitees, Jena 1926, 
5) Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Bd. 168, München und Leipzig 1924. | 
®) Probleme des Geld- und Finanzwesens, 2. Bd., Leipzig 1924; die wichtigen Gedankengänge dieser Schrift finden sich bereits zuvor in 
lem Aufsatz »Über den Vergleich steuerlicher Belastungen« im Allgem. Statist. Archiv, Bd. XIII, 1921/22. 
7) 4. Auflage, VII. Bd., 8. 1087 bis 1101. 
®) Vgl. Anmerkung 4 oben. 
*) Art. »Finanzwirtschaft und Statistike, Jena 1926. 
») 4. Auflage, IV. Bd., 8. 107 bis 151. 
1) Weltw. Archiv, Bd. 22, Oktober 1925, Heft 2, 8. 222 ff.
	        
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