Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

Die Aufgabe wird zweifellos erleichtert, wenn es gelingt, 
eine Auffangzone zu schaffen, wie sie etwa in Zollgrenzen 
die Trennung der Grenzbezirke, der Grenzgebiete vom Hinter- 
land darstellt; wenn man also Organisationen, Zwischengliede- 
rungen schaffen kann, die wir schon einmal als den Begriff 
einer besonderen „confinatio“, einer Grenzgemeinschaft inner- 
halb der sich abgrenzenden größeren Gemeinschaften, eines 
„confiniums“ erwähnt haben. 
So wäre einmal das Verhältnis zwischen fines und confinium 
klar zu machen. Confinium! Es ist ein vieldeutiges Wort, das 
in seinen Übersetzungen: Grenzscheide, Grenzstrich, Grenzland, 
Gesamtheit des Eingegrenzten die organische Empfindung einer 
schwer faßbaren Lebenseinheit verrät! 
Es gab „welsche Confinien“ des alten Österreich in Südtirol; 
„Confinium“ wurde auch die slavonische Militärgrenze, ein 
reines Grenzorgan, eine Schöpfung des Prinzen Eugen gegen 
die Türken genannt. Es gab die Einrichtung des „Grenzbezirks“, 
geschaffen aus dem sicheren Grenzinstinkt der alten Herren- 
schichten des Kaiserstaates, der ihm später in schneller Rück- 
bildung verloren gegangen ist. Ähnliches war, im Namen aus- 
gedrückt, das „Reichsland“ Elsaß-Lothringen; ähnliches das 
Gebiet Bosniens, das vom gemeinsamen Finanzminister ressor- 
tierte: ein Schutzorgan Ungarns, im wesentlichen von Öster- 
reich mit seiner höheren Quote bezahlt. Eine eigene Mark- 
organisation führt aber den gefährlichen Pufferbegriff herein, 
den Begriff des Glacislandes, das nicht organisch zum Ganzen 
gehört, das ihm wieder als Ganzes ohne organischen Schaden 
von außen abgeknöpft werden kann, weil es eben nicht orga- 
nisch eingefügt war. Das ist bei Verkehrsgrenzbildungen, bei 
Übergangsbahnhöfen (Verviers-Herbestal! Oberschlesien, Oder- 
berg) ganz besonders zu berücksichtigen! Als sofort auf der 
Gegenseite wieder weiterwerbende, bequem greifbare Anlagen 
wecken sie leicht Gelüst, besonderen Reiz zum Zugriff jenseits 
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