sichtlichkeit der bandartigen Grenzbewachung voraussetzt. Hier
ist das Bild eines Waldbrandes ins Gedächtnis zu rufen, wobei
der entgegengestellte Flammengürtel schützend wirkt. Durch-
hiebe, Schutzgräben der Eisenbahn, Kaninchenzäune, Grenz-
draht, sie alle streben dieselbe möglichst gestreckte, möglichst
übersichtliche Linie an. Natürlich ist Unterstützung durch tren-
nende Meeresteile hier eine wesentliche‘ Hilfe. Sie schützten
dank der straffen Küstenhygiene der Inselquarantäne das japa-
nische Inselreich mitten in hochinfizierten Gebieten; sie ermög-
lichtenihm jaauch eine der vollkommensten Grenzabsperrungen,
die wir in der Geschichte kennen: von 1636—1854, wo tatsäch-
lich kein Mensch gegen den Willen der Shogunregierung her-
aus und herein die Reichsgrenze, mit damals etwa 27000 km
Küstenentwicklung, überschreiten konnte.
Vielleicht aber liegt freundliche Vorbedeutung darin, daß die
gelbe Flagge der „Quarantäne“, das so sehr mit Recht gefürch-
tete Zeichen des „gelben Peter“, in seiner Farbe zugleich die
drohende Absperrung ankündigt und dennoch für viele eine
Farbe der Euphorie ist. Vielleicht gibt es doch freundliche Ent-
wicklungsmöglichkeiten, um auch die Schutz- und Verkehrs-
funktion der Grenze dereinst in ein besseres Einvernehmen zu
bringen, als es der objektiv. forschende und vergleichende Geo-
graph und geopolitische Denker mit bestem Willen als heute
schon bestehend anerkennen kann. Hier wäre ein erstes prak-
tisches Wirkungsfeld für Verkündiger von Paneuropa, des Völ-
kerbundes und des Tausendjährigen Reiches, — aber dazu
müßten sie auch praktisch in Dornen und Nesseln greifen oder
sich hineinwerfen:: und das tun nur Asketen und Propheten der
Tat — nicht des Wortes (968).
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