Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

folger wiederholt gezogene Scheidelinie, die weltberühmt ge- 
wordene Demarkationslinie zwischen dem spanischen und portu- 
giesischen Imperialismus, die — 1493 und 1506 niedergelegt — 
bis 1845 in ihren letzten formellen Bestimmungen nachwirkte. 
Erst am 1. Januar 1845 wurden die auf Grund jener Linie in 
der Datumgrenze des spanisch-amerikanischen Reiches einbe- 
zogenen Philippinen dem Datum Ostasiens angeglichen, in das 
sie der Natur des Sonnenaufgangs nach gehören! 
Heute noch steht als Folge dieser Grenzführung ins Blaue 
das große Brasilien, mit seinen 30 Millionen portugiesisch 
sprechender Mischbevölkerung, als größter Staat und zugleich 
Fremdkörper in dem sonst spanisch kolonisierten Latein- 
Amerika; es schafft dort eine latente Grenzspannung erster 
Ordnung neben den vielen kleineren, die daraus entspringen, 
daß die weiten Flächen von außen her erobert, nach ortsfrem- 
den, geisteswissenschaftlich gebildeten Vorstellungen gegliedert 
und abgegrenzt wurden, während die Binnengrenzen der ein- 
stigen Kolonialstaaten erst jetzt allmählich aus ihren inneren 
natürlichen Notwendigkeiten heraus sich ins Gleichgewicht 
bringen (709). 
Bedeutende Aufschlüsse über die größere oder geringere 
Fähigkeit einzelner geistiger Gemeinschaften, biologisch rich- 
tige Grenzen zu erkennen, früher bewährte auch bei temporalen 
Verschiebungen festzuhalten, gibt ein Vergleich etwa des Atlas 
hierarchicus (z76) mit anderen als besonders haltbar erprobten 
Abgrenzungen der Heimatkunde, wie sie z. B. Peßlers Arbeiten 
erkennen lassen (z17). Dem britischen Standpunkt wird man 
aus E. H. Hills: „The geography of international frontiers“ (7172) 
oder unter Einrechnung der Kriegspsychose nach L. W. Lyde: 
„Types of frontiers in Europe“ (773) weitere Ausblicke abgewin- 
nen können. 
Die schroffsten Gegensätze scheinen mir von neueren in den 
Namen von Dr. A. M. M. Montijn: „Ein neues Völkerrechts- 
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