Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

staat Polen, dem man Quell- und Mündungsstrecke sichern zu 
müssen meinte, bis zur schroffen Ungerechtigkeit gegen die 
Arbeit Jener, die allein den Strom wirklich gebändigt hatten 
(Werderkultur, Eindämmung gegenüber dem kongreßpol- 
nischen Weichselzustand (1777). 
Eine weitere Schwierigkeit erwächst für die Gültigkeit der 
Stromgrenze daraus, daß gerade Ströme von der Eigenart des 
Hwangho, des Indus, der Weichsel oder des Tigris in jenen 
Zeiträumen staatlicher Unsicherheit, in denen sie ihre Scheide- 
kraft erst recht erweisen sollten, durch Bettverlegungen und 
Laufausbrüche infolge mangelnder Strombaupflege häufig ver- 
sagen. 'So quittiert der Hwangho eigentlich jede Periode staat- 
licher Unordnung in China mit zerstörenden Ausbrüchen und 
Laufverlegungen (778) wie auch die Weichsel, der Indus und 
die hinterindischen Ströme. 
Ganz besondere, vergleichbare geographische Erscheinungen 
mit vergleichbaren geopolitischen F, olgerungen sind die Stufen- 
landschaften der Donau und des Yangtse. Beide sind in erster 
Linie Verkehrsströme, haben aber dennoch klare, für die Staats- 
bildung wichtige Gefällstufen, mit einigen zur geschlossenen 
politischen Bildung geradezu einladenden Beckenformen und 
Vermittlungsgauen (1779). 
Freilich verrät eine genaue Prüfung der staatenbildenden 
Eigenschaften der Donau (780) die innere biogeographische Un- 
wahrhaftigkeit gewisser, viel behaupteter Grundlagen der 
Donaumonarchie, deren Anerkennung zur Legende gestempelt 
worden war. Aber der unvereinbare Gegensatz in Staatsrecht 
und Rechtsphilosophie zwischen Fluß- und Wasserscheiden- 
grenze läßt sich vielleicht an dem ganzen Dreistromproblem 
Deutschlands, wie es R. Kjellen gezeichnet hat (787), schlagend 
erweisen, 
Ein Zwischenstromland in „Zwischeneuropa“, das im 
Kleinen in zweitausendjähriger Geschichte die Schicksale des 
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