absturz aber drängte sie erfolgreich gegen die deutschen Nach-
barn, aber auch gleichzeitig gegen ihre eigene Grenztheorie,
über den ganz zum deutschen Kulturboden gehörenden Strom.
An sehr wesentlichen Teilen unserer Grenze sind wir Deutsche
also Leidtragende einer unvollkommenen Bindung unserer
Gegner durch ihre eigenen, sorgfältig ausgebildeten Grenz-
theorien; und an diesen Stellen können wir sie wenigstens vor
dem Forum der öffentlichen Meinung der Welt mit ihren eige-
nen, wissenschaftlichen Waffen schlagen.
Aber selten finden sich hydrographisch-morphologische Ele-
mente fast ausschließlich vorwaltend im Bau der Lebensformen
und der Anlage ihrer Grenzen geschätzt und angewendet. Die
außerordentlich widerstandsfähige Innenstruktur des japa-
nischen Stammlandes beruht fast ganzauf einem Wasserscheiden-
zellenbau; die widerstandsfähigsten Gaue der Schweiz sind ein-
heitliche Talschaften innerhalb von Wasserscheiden: Uri (der
Reuß), Glarus (der Linth), Wallis (der oberen Rhone); Bern
ist im wesentlichen der Staat der Aare. Beckenlandschaften,
wie Ferghana, Böhmen, Szechuan, Kaschmir sind besonders
feste, einheitlich und eindeutig auf Flußsysteme und Wasser-
scheidengrenzen begründete, meist mit einem einzigen tief ein-
geschnittenen Ausgang versehene politische Bildungen,
Aber selbst bei ihrer Begrenzung treten die wasserscheiden-
den Großformen, die wassergeformten Kleinformen sehr wechsel-
voll auf. Reine Wasserscheiden, zugleich als langhin trennende
Gebirgszüge sind selten; einige der landläufigsten Gebirgs-
grenzen sind in Wahrheit keine Wasserscheiden, sondern durch-
brochen von so gewaltigen Wasserrinnen, wie das Himalaya-
gebirge durch die Ströme von Nepal, Indus und Brahmaputra,
der Chingan durch den Amur, die Karpathen durch den Alt.
Gebirge, Bergzüge, Hochlandformen, aufgebogene Plateau-
ränder einerseits, Schluchten, Talengen, Riegel, Umlauf berge
andererseits wirken außerordentlich vielfältig grenzsetzend ;
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