Kraft mehr hat außer etwa durch unwohnliche und verkehrs-
feindliche Wirkung ihrer Begleiterscheinungen.
Philippsons feine Definition der Wasserscheide mit ihrer
Senkrechten vom Schnittpunkt der beiden Fallinien mag uns
wissenschaftlich aus der Klemme helfen, aber sie wird der prak-
tischen Politik nicht viel nützen können (785).
Seit Aristoteles begegnen wir in ihr der Schwierigkeit gerade
der Begriffsfestsetzung der Wasserscheide. Wir finden zu unserer
Überraschung Alexander von Humboldt als Unterschätzer der
wasserscheidenden und grenzensetzenden Kraft der Gebirge,
wenn er atlantisch-pazifische Kanalverbindungen an neun
Stellen für möglich hält, während die darin sehr hellhörige
nordamerikanische Politik wegen ihrer Zukunftsmöglichkeiten
nur auf zwei endgültig (Panama, Nikaragua), auf eine weitere
vorbereitend Hand gelegt hat (Atrato-Frage).
Wer Gebirgsgrenzenführung in der Praxis, namentlich außer-
europäischer, großräumiger Gebiete, schon verfolgt hat, kommt
erst zur vollen Erkenntnis, wie wenig die Erde wirklich be-
kannt ist — in einem Umfang, der für Wissenschaftler, die Zu-
kunftsaufgaben suchen, fast etwas Tröstliches hat, für die
politische Wissenschaft aber beschämend ist. Im Himalaya, an
den meridionalen Stromfurchen zwischen Indien und China,
im sibirischen Jablonoi- und Stanowoigebirge, in den südameri-
kanischen Grenzstrichen stecken noch Probleme, gegen die
Papst Alexanders VI. Scheidelinie ins Blaue, mit ihrer Ab-
trennung der Philippinen auf dreihundert Jahre von ihrem
natürlichen Lebensraum und ihrer wahren Datumzugehörig-
keit (786), ihrer Loslösung Brasiliens vom Rest Lateinamerikas
noch harmlos ist. Der chilenisch-argentinische Grenzstreit mit
seiner wirklich | salomonischen Lösung durch Sir Thomas
Holdich war eine Probe davon. Noch manche andere ruhen
z. B. in der Grenzführung der Juan da Fuca-Straße (Skizze 17)
(787), an der unvermittelt eine auf zweieinhalbtausend Kilometer
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