wandeln. „Sollt’ es dauern, müßt’ es im Wechsel blüh’'n...“ —
Das gilt von dem Grenzgebiet, den Grenzen verschiedenen Lebens
genau so wie vom Leben selbst, von dem es im „Meister von
Palmyra“ Wilbrandt sagen läßt — durch einen auf übermütigen
Wunsch kraftstrotzender Persönlichkeit in seiner augenblick-
lichen Lebensform festgehaltenen, unsterblich gemachten Künst-
ler, Weisen und Staatsmann angesichts der dann doch endlich
erbetenen großen Veränderung des Todes.
So rührt ein Versuch, die Grenze in ihrer geographischen
und politischen Bedeutung und Erscheinung zu erfassen, not-
wendig an die letzten Grenzen der menschlichen Erkenntnis,
die uns gezogen sind. Das gibt — neben der erkannten politi-
schen Notwendigkeit theoretischer Propädeutik für die prakti-
sche Grenzarbeit — diesem Versuch seinen letzten, seelischen
und künstlerischen Reiz., Hätte er diesen Reiz nicht, so könnte
er dem unwägbaren, unmeßbaren und doch so entscheidenden,
rein geistigen Moment im Entstehen, Leben und Vergehen der
Grenze nicht gerecht werden. Ohne diesen Ausblick aber würde
das Erkennen der Grenze in das flache Wasser einer rein mate-
rialistischen Erdkunde- und Geschichtsauffassung verleiten, in
die gerade die Grenzauffassung eines Kulturkreises, wie des
Deutschen, der sich faustischen Dranges vermißt, nicht ver-
flachen darf! —
Das war die Hauptverlockung, aber auch die Gefahr dieses
Versuches — gerade von innereuropäischen Standpunkt aus —,
der mit dieser Vorwarnung seinen Weg gehen mag, an der
Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst, Kultur und Macht,
Abgründe zeigend und Brücken schlagend, Baugründe gegen-
seitiger Erkenntnis ebnend — einer besseren Zukunft entgegen,
als sie die Gegenwart hoffen läßt, aus deren Not diese wissen-
schaftlich-künstlerische Notbrücke entstanden ist.
K. Haushofer.,
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