Full text: Grenzen in ihrer geographischen und politischen Bedeutung

Demeter, Persephone und Dionysos, 291 Asklepios mit einer 
Pest aus Epidauros und 205, als letzter Appell in einer großen 
Notlage, in der Hannibalpanik, Kybele, die große Göttermutter, 
vom Ida aus Pessinus in Phrygien als Grenzverteidigerin einge- 
holt worden, nachdem man freilich schon — allerdings 12 Jahre 
vorher — die Venus-Astarte, Kombination der erycinischen Venus, 
als Symptom der Grenzwendung zur griechisch-phönikischen 
Mischkultur Siziliens mit einem Tempel geehrt hatte. So ist 
einerseits der Grenzkampf gegen die fremden Kulte, anderer- 
seits das Überleben der römischen Grenznomenklatur ein sehr 
interessantes Kapitel, noch mehr die Infiltration des starren 
römischen Grenzbegriffes gegen die germanische Almende und 
freiere Weiderechtsvorstellung. Aus ihr wird z. B. das Ausein- 
anderklaffen des Rechtsgefühls in der Alpenvereinshüttenfrage 
in Tirol verständlich und zu einem typischen, statt vereinzelten 
Zusammenstoß des Rechtsgefühls im gesamten germanisch- 
romanischen Grenzgebiet (Münstertal, Wallis, Tiroler Hoch- 
böden). Sogar Almrechte in den Pyrenäen (Andorra, Arantal), 
aus spanisch-gotischen Weiderechten entstanden: alle diese An- 
zeichen schließen sich zu einer großen Kette von Auffassungs- 
einheit beim Aufeinanderprallen verschiedenen Grenzrechts von 
Germanen und Romanen und verschärfen noch deren natur- 
bedingten Zusammenstoß. 
Aufsolche Weise Einzelheiten zusammenfassend, vermag man 
doch in den unendlichen Wechselfällen der Grenzenentstehung, 
der Grenzumbildung sehr wohl Gesetzmäßiges, der reinen Will- 
kür des augenblicklichen politischen Machtbildes Entzogenes 
zu sehen; man erkennt vor allem eine Neigung zur Wieder- 
erstehung, zur Wiedererzeugung naturentlehnter, naturbegün- 
stigter Grenzformen bei Grenzrückbildungen, Grenzneubauten, 
die sich im Spiegel der philosophischen und naturwissenschaft- 
lichen Literatur meist ganz anders ausnehmen als im Spiegel 
der juristischen. 
„5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.