Kettengebirge, tropischer Urwaldsumpfgürtel (Terai) und der
ozeanischen Breiten (die selber freilich Kampfplätze des Lebens
sind) die Durchdringbarkeit aller Grenzen. Absolute
Grenzen gibt es nicht mehr auf der Erde, nicht auf dem Meere,
nicht auf den Eiswüsten der Polarlandschaften. Eben in unsern
Tagen ist die Grenzaufteilung der Arktis und Antarktis mit
Nachdruck von Angelsachsen und Sowjetbünden in Angriff ge-
nommen worden. Es gibt kein „no man’s land“ auf dem Planeten
mehr.
In dieser Feststellung vorweg liegt die Größe des Pro-
blems der Auseinandersetzung zwischen Grenze und Anöku-
mene, die Bedeutung der Erkenntnis, wie sehr mit dem rasch
zunehmenden Zurückdrängen der Anökumene durch die Öku-
mene, mit der Erweiterung der Bewohnbarkeit und Siedlungs-
verdichtung auf der Erde die Verschärfung der Grenzidee als
Kampfraum, als unausgesetzt vor- oder rückschreitendes, um-
schließendes, nicht starr zu erhaltendes Gebilde an Bedeutung
gewinnt! Der Grenzkampf zwischen den Lebensformen auf der
Oberfläche der Erde wird mit ihrer Übervölkerung nicht fried-
licher, sondern immer erbarmungsloser, wenn auch in den
Formen glatter. Wer die Menschheit darüber zu täuschen
sucht, steht unbewußt oder bewußt im Dienste der Lüge, wenn
auch einer Lüge aus Mitleid und Barmherzigkeit. Je mehr die
unbewohnbaren, auch die für unbewohnbar gehaltenen Räume
zurückgedrängt werden, um so schwerer gestaltet sich das
dauernde Erhalten auch naturgemäßer Grenzen, um so schär-
fer, nicht milder der Kampf ums Dasein innerhalb ererbter
Grenzen.
Eine Anschauung der Größe und Bedeutung der Frage-
stellung über die Scheidekraft des Unbewohnbaren geht viel-
leicht zweckmäßig von der Begriffsfeststellung der Öku-
mene und der Anökumene oder doch der für wohnlich oder
für unbewohnbar gehaltenen Räume aus, wie sie sich in Ratzels
)