überall der Zeugenaussage, des Sachverständigengutachtens der
Erdkunde bedarf, um nicht heillosen, naturwidrigen Unsinn
zu begehen, um nicht einen Zustand festzusetzen, dessen Be-
seitigung dann eben zumeist Kampf und Krieg bedeutet.
Nehmen wir nur das verschiedene Verhältnis des Romanen,
des Germanen, des Slawen zum Wald, und innerhalb der Slawen
etwa des nordischen Podsjol-Siedlers (54) im dünnen Wald,
später in der Taiga, und des südlichen, auf Steppen und Savannen
eingestellten Tschernosjom-Siedlers (55), des Großrussen und
Ukrainers! Der echte Waldsiedler verschwindet gern im Wald,
lehnt sich wohlig an ihn an, gestaltet seine Siedelungen dem-
entsprechend, wie wir das heute noch in den langgestreckten
baumüberwachsenen Dorfschaften sehen. Der Ackerbauer und
Viehzüchter hingegen folgt den Lößhochflächen, Savannen-
gürteln, er rodet den Wald, verwendet ihn als „Wüstengürtel“,
als anökumenischen Schutz. Italien sieht vor allem die Schutz-
anlehnung der Alpen, der Firnfelder, wo der Germane weidend
und Weiderechte jenseits der Pässe schaffend, die Herden über
die Jöcher treibt, wie der Inder die Wohnung des Schnees
(Himalaya) als Grenze des Unwohnlichen, Sitz furchtbarer
Götter sah, in deren hohen Nordtälern doch der Tibeter dauernd
haust.
Zu einer relativen anökumenischen Grenzbedeu-
tung gelangen wir auch gegenüber der Scheidekraft des
Wassers in all seinen Erscheinungen auf der Erdoberfläche, den
Wasserstraßen und Wasserrinnen, Seen, Meeren, die von den
einzelnen Menschenrassen ganz grundverschieden empfunden
werden. Für Normannen und Malaien ist die Seewanderung
etwas Selbstverständliches; sie empfinden das Meer als verbin-
dend, überlassen dagegen das Gebirge des Innern sogar in
kleinen Inseln den „Menschen des Innern“, von den Malaien
Toriadja genannt (56), andern Rassen, während sie die Küsten-
säume besiedeln. Das Atoll ist den Malaio-Polynesiern eine Zone
An