japanischen Reiches eintritt. Schon einmal ist dort, an der Grenze
zwischen Land und Meer, in klimatisch hochbegünstigter Lage,
eine Hauptstadt, Kamakura, ihrer gefährdeten Grenzlage zwi-
schen Steilküste und See erlegen, und Yokohama-Tokio waren
nahe daran, ein gleiches Schicksal zu erleiden.
Sehr bescheiden ist gegenüber so gewaltsamen Grenzschwan-
kungen der Natur, was der Mensch an Grenzberichtigung zwi-
schen Land und Meer durch Küstenbauten vornimmt. Immer-
hin ist es nicht zu unterschätzen; Ratzel macht in „Erde und
Leben“ (78) den erheblichen Umfang der Kulturveränderung
an Ufern, den Wert dieser Grenzberichtigung durch mensch-
liche Arbeit klar. Besser darauf zu achten als einst hat uns der
Krieg gelehrt: die Einschwemmung von Nieupoort (79) und die
Yserkämpfe, deren Ruhm sich jüngst der König der Belgier und
Marschall Foch gegenseitig bestritten haben, sind eine War-
nung, schnell wechselbare Grenzverschiebungen an Küsten zwi-
schen festem und flüssigem Kampfgrunde als strategische und
taktische Möglichkeiten schärfer im Auge zu behalten, als wir
es vor der flandrischen Erfahrung taten, obwohl als Lehren
in der Geschichte der Wasserkante die Geusen, die Verteidigung
der Niederlande und die Schlacht bei Hemmingstädt schon vor-
angegangen waren.
Bau und Zerstörung von Helgoland, die Umwertung von
Alsen als Grenzschutz und Grenzbedrohung, von Hela als deut-
sche und polnische Ausfallspforte der Ostseegrenze, aber auch
so grausige mögliche Abwehrmittel, wie sie die Haffkrankheit
ahnen läßt, könnten uns zu weiteren naheliegenden Betrach-
tungen anregen. Dieses Beobachtungsfeld ist um so wichtiger,
als solche Küstenveränderungen in immer größerem Maßstabe
bewirkt werden durch Wasserkraftnutzung von Gezeiten, durch
die Salinenentwicklung an Küsten salzarmer Länder (Südfrank-
Feich, Japan, Liautunghalbinsel) (80), vermehrten Aufwand für
Hafenbau, Küstenbahnen, gesteigerten Umschlag vom Lande
5 Haushofer, Grenzen
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