Full text: Abriss einer Geschichte der Theorie von den Produktionsfaktoren

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geschichtlichen Standpunkt und, indem er den ersteren für den einzig 
richtigen hielt, schied er die Natur als Produktionsfaktor aus. Marx 
fragt sich dagegen, zu welchem Zwecke der ganze Arbeitsprozeß statt 
gefunden habe; und indem er als sein Resultat das Produkt hinstellt, 
ist er der Ansicht, müsse man auch den Arbeitsprozeß vom Stand 
punkte des Produktes aus betrachten x ); dann ergäbe sich, daß beide, 
Arbeitsmittel wie Arbeitsgegenstand, die von der Natur herstammen, 
Produktionsmittel, die Arbeit aber produktive Arbeit sei. Er geht 
also nicht so weit wie Rodbertus, der mit der Einführung des Kosten 
begriffes die Natur ganz eliminiert, sondern er weist ihr nur einen 
tieferen Rang im Vergleich zur Arbeit ein, die der Hauptfaktor ist. 
Alle die Gegenstände, die dem Menschen von der Natur geliefert 
werden, sind doch, wie er es ausdrückt, nur tote Gegenstände. Erst 
die menschliche Arbeit ist es, die ihnen den Gebrauchswert gibt, die 
einzige Form, in der sie für den Menschen ursprünglich von Bedeutung 
sein können. Überhaupt sei die Unterscheidung von Gegenständen 
und Mitteln des Arbeitsprozesses und Produkten nur möglich in Hin 
sicht auf die zwecksetzende Arbeit. Denn ein Gegenstand könne 
ebensogut Arbeitsgegenstand wie Arbeitsmittel, wie endlich auch 
Produkt sein, und es sei einzig und allein die Arbeit, die ihm den 
bestimmten Charakter verleihe. Um ein Beispiel anzuführen * 2 ): ein 
und dieselbe Milchkuh kann sein: erstens Arbeitsgegenstand, wenn 
sie gemästet werden soll, zweitens Arbeitsmittel, wenn sie zu Ar 
beiten auf dem Felde benutzt wird und drittens Produkt, wenn 
man sie schlachtet und verzehrt. Man kann es der Kuh an sich nicht 
ansehen, welche von diesen drei Formen sie gerade hat, es ist erst die 
Arbeit, die ihr den bestimmten Charakter gibt, die Arbeit ist also 
der einzige Produktionsfaktor. 
In der oben geschilderten Art und Weise stellt sich Marx die 
Grundlagen des Produktionsprozesses vor. Je weiter nun die Mensch 
heit in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung vorwärts schritt, um so mehr 
bildete sich die Arbeitsteilung aus. Da jetzt keiner mehr alle seine 
Bedürfnisse selbst befriedigte, sondern die Anfertigung dieses oder 
jenes Gutes einem anderen überließ, der gerade hierfür eine besondere 
Geschicklichkeit besaß, bildete sich ein Tauschverkehr aus. Für diesen 
Austausch von Gütern war ein bestimmter Wertmaßstab nötig, ein 
') Marx, a. a. 0., I, 143. 
2 ) Vom Verfasser gewähltes Beispiel, da die von Marx (Kapital, I, 144—145) 
angeführten sich nur auf jeweüs zwei Momente des Arbeitsprozesses beziehen.
	        
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