ein Geschäft machen will, muß die wirklichen heutigen Bedürf-
nisse des Publikums, auch soweit sie künstlerische sind und nicht
nur die zukünftigen und idealen Bedürfnisse berücksichtigen.
Der Verleger ist aber doch in erster Linie Geschäftsmann. Trotz-
dem kann und soll er natürlich in besonderen Fällen auch neuen
ungeahnten künstlerischen Bestrebungen Eingang in die Massen
verschaffen. Solche Fälle werden meist dann gegeben sein, wenn
es sich um Kunstzeitschriften und um Bücher, die Reproduk-
tionen von Kunstwerken enthalten, und um Ähnliches handelt.
Die in dieser Schrift viel diskutierte Einstellung kommt auch
als sog. berufliche Einstellung in Frage. Der Kaufmann steht
Welt und Leben ganz anders gegenüber als der Künstler oder
Gelehrte und jeder Stand hat sozusagen seine besondere Einstel-
lung. Wenn nun natürlich der wahrhaft gebildete Mensch auch
anderen Einstellungen gerecht wird als denjenigen, welchen er
sich infolge seiner Erziehung, seines Milieus und seiner Anlagen
hingibt, so bleibt schließlich doch auch den Besten von uns eine
gewisse Einseitigkeit, die sich, abgesehen von vielem anderen,
auch darin zeigen kann, daß sie Einsichten, die andern sozu-
sagen in den Schoß fallen, weniger zugänglich sind. Auch unter
diesem Gesichtspunkt betrachtet, kann die Ergänzung der im
wesentlichen kaufmännischen Einstellung des Reklamefach-
manns und der künstlerischen des Reklamekünstlers durch die
psychologische Einstellung nur vorteilhaft sein. Vor einiger Zeit
wurde mir ein Prospekt einer großen Firma vorgelegt. Gleich
auf der ersten Seite des Prospekts war in fetten Lettern der
Name des Artikels gedruckt, den die Firma durch ihre eigenen
Waren verdrängen wollte, wodurch natürlich der Absatz der
Konkurrenz gefördert wird, zumal wenn man bedenkt, daß viele
die Prospekte nur flüchtig durchblättern und daß dabei besonders
die erste Seite zu ihrem Recht kommt. In einem andern Fall
zeigte ein mir vorliegendes, künstlerisch wertvolles Plakat das
Bild des angepriesenen Gegenstandes in einer Weise, daß er
9 Marbe, Werbung. 190%
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