Full text: Psychologie der Werbung

auch durch unterbewußte und zeitenweise geradezu unbewußt ge- 
wordene Faktoren geleitet, zu denen außer dem eigenen Interesse 
auch vieles andere gehört. 
Endlich muß hier auch der Umstellung der Persönlichkeit, 
d. h. des Übergangs von einer Einstellung zur andern gedacht 
werden. Jeder Erzieher weiß, daß die Menschen nicht nur hin- 
sichtlich ihrer intellektuellen Persönlichkeit, sondern auch hin- 
sichtlich ihres Charakters verschieden leicht einstellbar sind, daß 
es vom ausgesprochenen Negativisten, der niemals gehorcht, bis 
zum fügsamen Musterkind alle möglichen Übergänge gibt und 
daß die beste Erziehung die ist, welche möglichst individuell ge- 
halten ist. Es ist aber auch bekannt, daß die Einstellung auf ein 
neues Gebiet dem einen leichter, dem andern schwerer fällt, und 
daß jener oben angedeutete stete Wandel der Persönlichkeit bei 
den verschiedenen Menschen sehr verschieden zutage tritt. Auch 
Keben die einen eine häufige Umstellung ihrer Persönlichkeit 
(Strindberg!), während die anderen unter der Nötigung zur Um- 
stellung leiden. Dieses Leiden ist eine wesentliche Wurzel des 
Heimwehs 1). 
Auch in der geselligen Unterhaltung begegnen uns oft Per- 
sonen, die mit Leichtigkeit und Behagen auf jede neue Wendung 
des Gesprächsstoffs eingehen und die auch selbst in raschester 
Folge immer wieder neue Themen aufnehmen. Auch gibt es Per- 
sonen, die mit Vergnügen und jeweils großer Konzentration 
nacheinander differentesten Beschäftigungen obliegen, jetzt etwa 
eine Viertelstunde Klavier spielen, dann eine Stunde rein ge- 
schäftlicher Tätigkeit sich hingeben, dann etwa zwei Stunden an- 
gestrengt die Jagd ausüben und schließlich bei Tisch mit zwei 
Gästen in verschiedenen Sprachen über Politik und Kunst 
sprechen. Mancher ist z. B. als Minister hervorragend imstande, 
an einem Morgen mit den verschiedensten Leuten über ver- 
') K. Marbe, Über das Heimweh. Archiv für die gesamte Psychologie. 
Bd. 50. 1925. S. 5153 ff. 
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