Full text: Psychologie der Werbung

tum bewußt oder unbewußt dem Leihen von Büchern entgegen- 
wirkt. Einzelne wenige halten das Leihen von Neuerscheinungen 
überhaupt für nicht anständig, da der Autor dadurch nach ihrer 
Ansicht geschädigt wird. Diese Tatsachen führen zu der Forde- 
rung, daß die Reklame für den Gesamtbuchhandel durch eine 
ganz systematische Propaganda dahin wirken sollte, daß zunächst 
bei den Bemittelten und dann in immer weiteren Kreisen die An- 
sicht allgemein wird, daß man die Bücherpdie man zu seiner per- 
sönlichen Unterhaltung, Freude und Förderung lesen will, auch 
besitzen sollte. Diese Propaganda müßte eine immer weiter um 
sich greifende Einstellung herbeiführen, die das Leihen von 
Büchern prinzipiell ebenso verurteilt, wie das Leihen von anderen 
Gebrauchsartikeln, zu dem man sich nur in Notfällen entschließt. 
Auch die Literatur selbst, das Kino und anderes könnte in den 
Dienst dieser Propaganda treten. Ihre Wirksamkeit wird freilich 
wesentlich von dem Wohlstand des Publikums abhängen. Übri- 
gens ist das Durchlesen eines Buches natürlich niemals Selbst- 
zweck. Wir lesen einen Roman, um uns die Zeit zu vertreiben, 
oder um einen berühmten Autor kennenzulernen, oder um durch 
den Roman und andere gleichzeitige Werke ein Bild von den 
literarischen Bestrebungen einer Epoche zu erhalten. Auch die 
schöne Sprache und die spannende Darstellungsart kann uns zum 
Kaufen eines Romanes bestimmen. Wir lesen ein historisches 
Werk, um uns zu belehren oder um unser patriotisches oder 
historisches Interesse zu befriedigen. Usw. 
Aber nicht nur wegen des Lesens kaufen wir Bücher. Man 
kann ein Buch auch kaufen, um es zu besitzen. Die Bibliophilen 
sind nicht nur reiche Leute, die seltene und schöne Bücher sam- 
meln, sondern die Bibliophilie ist, unbeschadet der Sitte des 
Bücherleihens, weiter verbreitet als man meint. Früher gab es 
manche kleine Leute, die meinten, einen Schiller sollte man 
wenigstens haben. Auch Goethe und Schlossers Weltgeschichte 
waren Bücher, die sie besitzen wollten. Und viele Herren der 
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