Überheblichkeit und Nationalstolz F7
lichkeit Amerikas, wohin alle Rassen kommen, um zu arbeiten
und vorwärts zuschauen!‘ 17 Die Überheblichkeit, der extreme
Nationalstolz gründet sich nicht nur auf den nie unterbroche-
nen wirtschaftlichen Aufstieg und auf die in so kurzer Zeit er-
rungene ökonomische Machtstellung, sondern auch auf die
Überzeugung von der Überlegenheit der eigenen Gesamtkultur.
Die Vereinigten Staaten — auch das ist ein jedem seiner Bürger
Selbstverständliches — haben die bisher höchste Stufe in der
kulturellen Entwicklung der Menschheit erreicht, sie sind das
Land des Glücks und der Freiheit, das einzige, in dem es sich
zu leben verlohnt. Lange Zeit braucht der Amerikaner, bis
er seine Abneigung gegen alles, was von dem ihm Gewohnten
abweicht, überwunden hat. Wie sehr der Durchschnittsameri-
kaner von den Vorzügen seines Landes auf allen Gebieten
durchdrungen ist, kam sehr klar bei einer Umfrage zum Aus-
druck, welche man bei amerikanischen Soldaten angestellt hatte,
die während und nach dem Kriege auf europäischem Boden
gewesen waren: nicht einer fand sich, der in Europa leben
wollte, nicht einer, der auch nur irgendetwas entdeckt hatte,
was ihm des Übertragens nach seiner Heimat wert erschienen
wäre1® Zweifellos war und ist ein nicht geringer Teil der Über-
heblichkeit nur eine Reaktionserscheinung, hervorgerufen
durch die Nichtanerkennung des kulturellen Wertes durch
Europa, oder ihre Äußerung geschah zur Verdeckung be-
stimmter Mängel: „man hüllte sich wie ein Tintenfisch. in
einen Rauchschutz von Superlativen, um das nationale An-
sehen vor einem Angriff zu schützen.‘ 19 Denn von den Tagen
Rühl, Vom Wirtschaftsgeist in Amerika 2