Reval und ihren Erläuterungen durch die amtliche russische
Presse zum Ausdruck kam, sich geeinigt über die Aufteilung
Persiens und über die Lösung der „mazedonischen Frage“.
Unter der Lösung der mazedonischen Frage aber war eine
möglichst vollständige Scheidung zwischen der Türkei und
den verbündeten Kaiserreichen und eine bedeutende Kräfti-
gung Serbiens gegen Österreich-Ungarn zu verstehen.
Der Alarmruf von Reval führte zunächst die Umwäl-
zungen in der Türkei und sodann die Balkankriege herbei,
die damit endeten, daß die mazedonische Frage trotz aller
bulgarischen Opfer keineswegs in einem gerechten Sinne
gelöst wurde, sondern vielmehr so, daß Serbiens überheben-
der Wahn gefährlich gesteigert war und die Ententemächte
es in der Hand hatten, zu jedem ihnen gelegenen Zeitpunkte
vom Balkan aus einen neuen Brand zu entfachen. Nur
weil sie noch nicht mit den eigenen Rüstungen fertig war,
hatte die Ententediplomatie so eifrig „den Balkanbrand
lokalisiert“, indem sie sich den Zeitpunkt zu neuer Ent-
fachung vorbehielt.
Als dann der große Krieg, der den Ententewünschen
gemäß vom Balkan aus durch das übermütige Serbien ent-
flammt war, zum Balkan zurückkehrte, nahm er eine alle
Ententeberechnungen über den Haufen werfende Wendung.
Sieht man den Ursprung des Krieges in den Abmachungen
von Reval, die das Einkreisungswerk Eduards VII. zum Ab-
schluß brachten, so erkennt man die ganze Vollständigkeit des
Entente-Mißerfolges, der in dem Augenblick besiegelt war,
als die bulgarischen und die deutsch-österreichisch-ungarischen
Truppen sich die Hand reichten, die Verbindung zwischen
Berlin und Konstantinopel hergestellt und die „mazedoni-
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