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paganda daher auch nicht möglich, an diese einfach-
sten Empfindungen wirksam anzuknüpfen, und alle
Versuche, an dieses sonst einfachste und wirksamste
Moment zu appellieren, sind immer wieder geschei-
jert. Das Interessante an der Bevölkerung in Ober-
schlesien ist die seelische Lagerung, ist das soziale
Problem; und das ganze oberschlesische
Problem istim wesentlichen ein sozıales,
gekreuzt und durchzogen von sprachlichen und religiö-
sen. Problemen.
Wenn ich daher an die Betrachtung der ober-
schlesischen Dinge herangehe, so ist der Ausgangs-
punkt auch ein anderer wie ihn der Nur-Historiker
nimmt.
Ich will auch nicht als Historiker die Dinge behan-
deln, vielmehr ist mein Ausgangspunkt teleologisch
bestimmt. Die Erscheinungsformen, die ıch als Pro-
bleme aufzeichnen möchte, will ich erklären und sie
werten. Ich will also fragen: Wie und warum ist es
zu der Erscheinung gekommen und wie hat sie gewirkt
in dem ‚Zeitpunkt, der bedeutsam für das Geschick
des Landes wurde, in der Abstimmung vom 20. März
1921. Und die Folge des Erkennens soll des weiteren
die politische Spekulation sein: Welche Folgerungen
ergeben‘ sich für die Zukunft, nachdem der Grenz-
schnitt das Land und seine Bevölkerung auseinander-
gerissen hat?
Aber meine Herren, wir wollen uns von vornherein
bei diesen Darlegungen über etwas klar werden. Wenn
man versucht, aus dem geschichtlichen Geschehen
Typen der Erscheinungsformen herauszusehneiden, sie
zu abstrahieren versucht, so ist man ‘geneigt, der
größeren Klarheit wegen die Erscheinungen zu ver-
größern oder zu vergröbern, weil man sie verviel-
fachen muß. So einfach liegen im praktischen Leben
die Dinge natürlich nicht, wie ich sıe manchmal, um
sie als Typus zu zeigen, darstellen muß. Ich bin mir