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In einem Aufsatz im »Adler« riet er: »Mlan sage den Engländern, wir
[die Amerikaner] wollen fortan für Millionen Fabrikwaren von euch kaufen,
wenn ihr für ebenso viele Millionen Erzeugnisse unseres Bodens von uns
nehmen wollt«!, Also, wird nur Freihandel auf Gegenseitigkeit gestellt, so
darf die nationale Industrie in ihrem Aufschwunge gehemmt werden! Wer
List genauer kennt, erkennt, daß er, der ewig Unruhige, zwischen dem Pro-
gramm des Erziehungsschutzes für die Industrie und dem Programm des
»do ut des« — das für ein Bauernland, wie das Deutschland von damals,
bedeutete: Ermäßigung der Fabrikatzölle, um dafür Konzessionen betreffs
der Agrarzölle anderer Länder, d. h. vor allem Englands, einzutauschen —
geschwankt hat.
Einige Jahre hindurch in aller Munde, vielfach befeindet,
doch überwiegend begrüßt, geriet, nach Englands Übergang zum
Freihandel, das Programm von 1841 allmählich in Vergessenheit,
Mehr und mehr wich die zu Beginn der Vierziger aus der oben
skizzierten abnormen Situation erzeugte blasse Furcht vor der
»Werkstätte der Welt«, Auf mehr und mehr Gebieten rückte die
deutsche Industrie der britischen nach; parierte diese trotz des
niedrigeren Schutzes, der seit den Sechzigern zufolge des Handels-
vertrags mit England obwaltete, daheim; rang mit ihr draußen.
Es kam so, wie List bereits in den Dreißigern vorausgesagt hatte:
»Es geht gegenwärtig ein gewaltiger Aufschwung aller Manufakturen
in diesen Ländern (Deutschland usw.) vor sich«; es wird nicht lange
dauern, »bis ihre Industrie die eigenen Märkte. eröbert haben und
mit den Engländern um die Märkte fremder Länder in Wettbewerb
treten wird«®,
— Schon in den Siebzigern war es unrichtig, wenn — in Variierung
einer Wendung von List — v. Kardorff noch so redete, als ob
es sich beim Verhältnis zwischen Deutschland und England handle
um den »Wettkampf eines halbwüchsigen Knaben gegen einen
Athleten von Profession«; als ob deshalb noch immer Erziehungs-
schutz, gemünzt auf England, besonders für die Schwerindustrie,
sich gebiete,
ı W. Notz, a.a.O., S. 219. — Vgl. ebenda, S. 282: »Ich bin stets
ein Befürworter der Handelsfreiheit gewesen, vorausgesetzt, daß alle andern
leitenden Völker sich diesem Ziele in dem gleichen geraden und aufrichtigen
Sinne nähern. Ich habe nur behauptet, daß keine Nation diesen Weg allein
gehen kann, ohne dem Grunde ihrer Prosperität zu schaden«. — Vgl. ferner
List, a.a.0,, S. IV, 13, 112:
2? W. Notz, a. a. O., S. 283. Wie List stets geschwankt hat zwischen
Erziehungsschutz und Handelsvertragspolitik, hat er auch die Chancen der
deutschen Industrie gegenüber England zu verschiedenen Zeiten ganz ver-
schieden beurteilt. Plädiert er für Erziehungsschutz, dann malt er die Chancen
grau in grau, kann Deutschland nur durch diese »künstliche Maßnahme«
seine Industrie hochbringen (so malt er, der Regel nach, im Nationalen
System), plädiert er für Handelsvertragspolitik, dann schaut alles ganz
anders aus,