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des Arbeitsmarktes auch bei der örtlichen Verteilung
der Arbeiten nach Möglichkeit zur Geltung zu bringen.
Nicht minder schwierig gestaltete sich die Prüfung
der Frage, ob und inwieweit es möglich sei, die Aus
wirkung der Maßnahmen des Arbeitsbeschaffungs—
programms für den Arbeitsmarkt zahlenmäßig zu er—
fassen. Verhältnismäßig einfach liegt diese Frage
bekanntlich bei den öffentlichen Notstandsarbeiten Sie
erhalten eine Förderung aus Reichs- und Landesmitteln
nur dann, wenn bisher unterstützte Exrwerbslose bei
ihnen beschäftigt werden, und nur in dem Umfaug, in
dem dies geschieht. Hier läßt sich also die Entlastung
des Arbeitsmarktes zahlenmaͤßig genau feststellen. Un
sicher bleibt allerdings auch hier die mittelbare Wir—
kung auf den Arbeitsmarkt, nämlich das Maß an
Arbeitsgelegenheit, das durch die Lieferungen und Auf—
träge geschaffen wird, die sich bei den Notstandsarbeiten
ergeben.
Bei allen übrigen Maßnahmen des Arbeitsbeschaf—
ungsprogramms kann aber nicht einmal die unmittel—
dare Entlastung des Arbeitsmarktes zahlenmäßig ein—
deutig erfaßt werden. Das ist darauf zurückzufuͤhren,
daß die UÜbernahme der Aufträge keineswegs in allen
Betrieben Neueinstellungen von Arbeitskräften erfor—
lich macht, z. B. dann nicht, wenn die Arbeitsgelegen—
heit der bisherigen Belegschaft erschöpft war und ihre
Entlassung nur mit Hilfe der neuen Aufträge vermie—
den wird oder wenn die Belegschaft bisher infolge un—
genügender Beschäftigung des Betriebes verkürzt arbei—
tete. Solche Betriebe haben natürlich die exlangten
Aufträge in erster Linie dazu benutzt, um die bisherige
Belegschaft weiterzubeschäftigen oder wieder voll
arbeiten zu lassen. Mit Ruckficht hierauf hatke ja auch
die Reichsregierung, wie oben ausgeführt, bei diesen
Maßnahmen ihres Programms den Hauptwert in der
mittelbaren Wirkung auf dem Arbeitsmarkt erblickt.
Der genannte Unterausschuß hat versucht, ein Bild
davon zu gewinnen, wie sich die Aufträge der Reichs—
bahn, der Reichspost, der Wasserstraßenverwaltung und
der anderen beteiligten Stellen auf die verschiebenen
Wirtschaftszweige verteilen, und hat mit Hilfe dieser
UÜnterlagen auf Grund von Erfahrungswerten zu
schätzen versucht, welches Arbeitsquantum in den ver—
schiedenen Lieferungen enthalten ist. Dabei hat er
nücht nur die Arbeitsmenge zu erfassen gesucht, die in
dem Betriebe, der den jeweiligen Auftrag erhaͤlten hat,
selbst geleistet wird, sondern darüber hinaus in seine
Schätzungen auch die Arbeitsleistungen der Hilfsbetriebe
einbezogen, die den ersten Betrieb mit Rohstoffen und
Halbfabrikaten beliefern. Wenn man dabei auch
keineswegs zu ziffernmäßig genauen Ergebnissen gelan
gen konnte, so haben die Arbeiten dieses Ausschusses
doch die Annahme bestätigt, daß die Maßnahmen des
Arbeitsbeschaffungsprogramms Arbeitsgelegenheit für
mehrere hunderttausend Arbeitskräfte auf die Dauer
von acht Monaten enthielten.
Die Ministerialkommission befaßte sich auch mit der
Frage der Kapitalbeschaffung der Gemeinden, die ja
auch für die Arbeitsbeschaffung von großer Bedeutung
ist. Bekanntlich unterliegt die Aufnahme von Anleihen
im Ausland durch Gemeinden und fonstige öffentliche
Körperschaften einer Genehmigung der obersten Lan—
desbehörden, die vorher gemaͤß einer Vereinbarung mit
dem Reich ein Gukaͤchten der beim Reichsfinangnini
terium eingerichteten Bexratungsstelle für Auslands⸗
redite einholen. Um sicherzustellen, daß bei den Gut—
ichten auch die Gesichtspunkte der Arbeitsbeschaffung
oll zur Geltung kommen, ist zwischen den beteiligten
RKessorts vereinbart worden, daß der Vorsitzende der
Ministerialkommission an den Besprechungen der Be—
ratungsstelle für Auslandskredite teilnimmt, während
die Beratungsstelle ihrerseits in den Sitzungen der
Ministerialkommission vertreten ist.
IV.
Durchführung des Arbeitsbeschaffungs—
programms der Reichsregierung
Reichs bahn
Es kann nicht wundernehmen, daß bei der Durch—
ührung eines so umfangreichen Programms manchet⸗
ei Schwierigkeiten auftraten. Besonders günstig ge—
taltete sich die Abwicklung des Programms be der
Keichsbahn Gesellschaft. Bort gelang es, die bereit
gestellten Mittel in kürzester Frist den örtlichen Stellen
uzuführen und in Aufträge umzusetzen. Schon Ende
Iftober 1926 — ein weiterer aͤbschließender Bericht
iegt noch nicht vor — war der Stand der Arbeiten bei
her Reichsbahn folgender:
Die zusätzlichen Gleisumbauten waren zu drei
Vierteln durchgeführt; die Oberbaustoffe für diese
Arbeiten waren bereits sämtlich beschafft. Die
elektrischen Sicherungsanlagen, und größere
Bahnhofsumbauten waren zu einem Dritkel, die
Wohnbauten zum größten Teil ausgeführt. Die
Aufträge für die Brückenverstärkungen waren im
»ollen Umfang des bereitgestellten Kredits ber—
zeben und die Arbeiten selbst etwa zur Hälfte er—
edigt. Die Bestellungen auf Kunze-Knorr⸗Brems
ausrüstungen waren gleichfalls herausgegeben und
ollten noch im laufenden Kalenderjahr ausgeführt
verden. Sämtlich vergeben waren ferner die Auf
träge zur Verbesserung des Fahrzeugparks, die
Lieferung sollte zu zwei Oritteln noch innerhalb
des Kalenderjahrs erfolgen. Von den Mitteln zur
Elektrisierung der Stadt- und Riugbahn waren
Aufträge im Gesamtwert von 17 Millionen
in die Industrie, in der Hauptsache Elektro- und
Eisenindustrie, vergeben.
Die Arbeiten an den Bahnstrecken, für deren
Fertigstellung der 53Millionen Kredit bereit
zestellt war, waren überall in Angriff genommen.
Bis zum J1. Januar 1927 waren für sie etwa
/, Millionen NM verausgabt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß gerade
on den Aufträgen der Reichsbahn Gesellschaft sufolge
hrer schnellen Ourchführung eine starke Belebung der
Wirtschaft, vor allem auch der Metall- und Maschinen
ndustrie, ausgegangen ist.
Reichspost
Auch das Beschaffungsprogramm der deutschen
deichspost konnte ohne wesentliche Hemmungen durch
eführt werden. Die Lieferungen und Leistungen des
irsprünglichen Beschaffungsprogramms der Reichspost
n, Höhe von insgesamt 300 Millionen A, die zur
Zälfte aus der Postanleihe aufgebracht worden sind,