Full text: Das Interesse der Geschäftswelt an einer gesunden Währung

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Jedankengängen jener Kreise entsprach, sondern weil auch rein psy- 
;hologisch die Abstellung des Geldes auf Roggen, danach auf den Wert 
jes Grund und Bodens dem psychologischen Empfinden der landwirt- 
schaftlichen Kreise in hervorragender Weise Rechnung trug. Aber 
Sbenso. hoch wie dieser geniale psychologische Wurf Helfferich’s ist 
die taktische Überlegung der Reichsreglierung zu werten, die, wahr- 
Scheinlich entgegen ihrer besseren währungstheoretischen Einsicht, 
den Entschluss fasste, auf die von einem Rechtspolitiker ihr gege- 
bene Basis zu treten und dadurch die innerpolitischen Gegenwirkun- 
gen aus dem Wege zu räumen, die andere, von der Linken propagierte 
Jährungsmassnahmen wahrscheinlich in den Rechtskreisen ausgelöst 
hätten." 
Ich habe zu jener Zeit gegen das Helfferich’sche Projekt die 
Autorität des NationalSkonomen Adolph Wagner angeführt, der in land- 
yirtschaftlichen Kreisen grosses Ansehen genoss und noch immer star- 
ken Anhang auch noch nach seinem Tode besass. Dieser schreibt nun 
aber über die Deckung von Noten durch Grund und Boden, auf weiche 
das Helfferich’sche Projekt hinauslief: "Immer von Neuem trotz hun- 
iertmaliger Widerlegung durch das Experiment und das Raisonnement 
taucht insbesondere bei den zahlreichen dilettantischen Finanzkünst- 
lern das Projekt auf, Banknoten auf Grund und Boden, resp. dessen 
Verpfändung zu emittieren. Teils hat man damit bis in die jüngste 
Zeit den Bodenkredit heben, dem Handelskredit das vermeintliche Mo- 
nopol der Notenbenutzung entziehen und den Hypothekenbanken eben- 
falls das Zettelgeschäft überweisen wollen, noch öfter aber ist die 
Verpfändung des Grund und Bodens für eine umfangreiche Ausgabe von 
Staatspapiergeld empfohlen worden. Plausibel erschien das Projekt 
namentlich wegen der gemutmaassten besonders guten Sicherheit, wel- 
che diese Deckung bieten sollte. Allein abgesehen davon, dass diese 
Sicherheit keineswegs s0 unbedingt zugegeben werden kann, 8sO wird 
dabei auch die zweite Forderung, welche man an die Deckungsmittel 
stellen muss, zur ersten gemacht und die erste Forderung ganz ver- 
nachlässigt. Zuerst kommt es auf die leichte Realisierbarkeit der 
Banknoten an, wobei implicite das Moment der Sicherheit schon berück- 
sichtigt sein muss, alsdann erst handelt es sich um diese Sicherheit 
in abstracto. Die leichte Realisierbarkeit von Grund und Boden oder 
von Pfandrechten auf denselben ist aber bekanntlich nicht vorhanden 
und kann aus inneren Gründen niemals genügend vorhanden sein. Des- 
halb ist diese Deckung der Noten grundsätzlich die mangelhafteste." 
Ich bin auch heute noch überzeugt, dass man die Warnung Adolph Wag- 
ners beachtet hätte, wenn die Führer der Landwirtschaft etwas mehr 
Verständnis für wirtschaftspolitische Probleme gehabt hätten, oder 
wenn man ihnen die fehlgeschlagenen Experimente mit ähnlichen Ver- 
Suchen vor Augen gestellt hätte. Ich habe damals John Law als den
	        
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