Wualitäts-
industrie
Preise
nkurrenz-
Fähigkeit
Kein
Dumping
Der ausländische Importeur fragt in der Regel nicht nach der geographischen Lage des Er-
Zeug uNgSOrtes der von ihm benötigten Waren, sondern sein Interesse erschöpft sich gewöhnlich
in der Erkundung der Qualität und des Preises, Je nach den Wirtschaftsverhältnissen des Import-
Staates, beziehungsweise des als Abnehmer in Betracht kommenden Bevölkerungskreises wird das
sine Oder das andere Moment ausschlaggebend sein. In bezug auf die Qualität darf wohl gesagt
werden, daß sich österreichische Waren durch die Genauigkeit und die Sorgfalt, die ihrer Herstellung
gewidmet wird, im allgemeinen vorteilhaft auszeichnen, Ein der Bevölkerung angeborener Ge-
schmack, der nicht nur in der Formengebung und der Ausführung von rein kunstgewerblichen
Artikeln zum Ausdruck kommt, sondern der auch Gegenständen des täglichen Gebrauches eine
yefällige Note zu verleihen weiß, ohne ihre praktische Verwendbarkeit zu vermindern, ist ein
weiteres charakteristisches Merkmal österreichischer Erzeugung,
Ähnlich wie in anderen Städten, die jahrhundertelang der Sitz einer prunkliebenden. Dynastie
und kunstsinniger Adels- und Bürgergeschlechter waren (Paris, Florenz), hat sich auch in Wien das
Kunst- und Luxusgewerbe besonders günstig entwickelt. Der früher erwähnte künstlerische Geschmack
der Bevölkerung ist ein Niederschlag der großen historischen Vergangenheit und wird durch welt-
berühmte Sammlungen und Museen lebendig erhalten. Das Wiener Kunstgewerbe lebt sich jedoch
üicht nur in traditionellen oder historischen Formen aus. Wien, wo schon vor Jahrhunderten durch
las Zusammentreffen mehrerer Kulturkreise die germanische und romanische Geschmacksrichtung
mit dem vielfach ursprünglicheren Kunstsinn jüngerer Völker in engste Berührung trat, hat vielmehr
m Kunstgewerbe eigene Formen entwickelt. Wer die Wiener Messe oder auch nur eine von öster-
veichischen Fabrikanten hinreichend beschickte Auslandsmesse besucht hat, ist mit dieser Tatsache
vertraut.
Hinsichtlich der Preislage österreichischer Erzeugnisse lassen sich angesichts der großen Zahl
von Ausfuhrartikeln allgemein gültige Feststellungen um so weniger vornehmen, als die in der
Statistik der verschiedenen Länder verwendeten Meßziffern, soweit sie sich auf Warengruppen be-
ziehen, nicht nach den gleichen Gesichtspunkten ermittelt werden und daher international kaum
vergleichbar sind. Eine Gegenüberstellung der österreichischen Großhandelsindices für einzelne
Warengattungen, die im internationalen Verkehr eine Rolle spielen, mit den ‚entsprechenden Indices
anderer Staaten würde nur die selbstverständliche Konstatierung ergeben, daß die Großhandels-
preise in Österreich im allgemeinen der Bewegung auf dem Weltmarkt folgen, aber über die absolute
Höhe der Preise würde dieser Vergleich keinen Anhaltspunkt bieten. Die überwiegende Mehrzahl
ler österreichischen Exportartikel sind übrigens ungemein differenzierte Fertigprodukte, für deren
Preislage Maßziffern naturgemäß nicht bestehen, so daß eine Vergleichsbasis mit ausländischen
<onkurrenzartikeln überhaupt nicht vorhanden ist.
Dieser Mangel ist nicht sehr empfindlich, denn daß ein praktischer Kaufmann auf Grund VOor-
zefundener Indexziffern, die sich noch dazu immer nur auf einen vergangenen Zeitraum beziehen
<önnen, ein Interesse für den Bezug. von Waren aus einem bestimmten Lande gewinnen könnte,
st ganz unwahrscheinlich. Die Angemessenheit eines Preises läßt sich immer nur angesichts der
angebotenen Qualität beurteilen und in dieser Verbindung wird sich wohl im allgemeinen eine günstige
Auffassung über die Konkurrenzfähigkeit Österreichs. bilden. Es steht mit dieser Behauptung nicht
m Widerspruch, wenn österreichischerseits so häufig auf die verringerte Absatzmöglichkeit auf den
Märkten der Nachbarstaaten verwiesen wird. Daß es für Waren Österreichischer Provenienz nicht
>hneweiters möglich ist, Zollbarrieren zu überspringen, die nur zu dem Zweck errichtet wurden,
ım nicht übersprungen zu werden, ist natürlich.
Streift man die Preisfrage auch noch so flüchtig, so wird man. in diesem Zusammenhang die
Tatsache zu erwähnen haben, daß Österreich nur auf Grund natürlicher Produktionsbedingungen
anter Ausschluß von jeder Art Dumping auf dem Weltmarkt konkurriert. Die Erörterung dieses
Umstandes scheint deshalb wichtig, weil es zwar das privatwirtschaftliche Interesse jedes aus-
ländischen Käufers gebietet, bei gleicher Qualität das billigste Angebot zu akzeptieren, ohne Rück-
sicht darauf, welchen Umständen die Niedrigkeit des Preises zuzuschreiben ist, weil sich aber
gleichzeitig Unternehmer und Arbeiterschaft in dem Importstaat dagegen zur Wehr zu setzen
suchen, daß ihre Existenzbedingungen durch die Dumping-Konkurrenz eines anderen Landes gefährdet
werden. Dieser Standpunkt ist berechtigt, denn ein Dumping, mag es beabsichtigt oder, im Falle
einer Valutaentwertung, unbeabsichtigt sein, stellt immer eine Art unlauteren Wettbewerbes dar. In
Österreich gibt es kein Dumping. Die österreichische Währung ist seit Oktober 1922 vollkommen
stabil geblieben, wobei seit Einführung der Schillingwährung meistens sogar eine Tendenz zur Über-
schreitung der Goldparität vorherrscht. Dies geht mit besonderer Deutlichkeit aus einer Tabelle
hervor, in der die Monatsdurchschnittskurse von in Wien notierten Devisen in Beziehung zu ihrem
Paritätswert in österreichischen Schillingen gesetzt werden.
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