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Krovinzialminifter von Hoym
So ftarb unmittelbar vor feinem Sturz Schlabrendorff am 14. Dezember
1769, erft 50 Fahre alt.
Jhm folgte in der Leitung der Provinzgialvermaltung der dreißigjährige
Bommer Karl Georg Heinrich von Hoym; im Augufjt 1761 war diejer als
Auskultator bei der Breslaıter Kammer eingetreten, nach 9 Monaten zum
Krieg8- und DYDomänenrat, im März 1767 zum zweiten Kammerdirektor und
im April diefes Jahres zum erften Kammerdirektor aufgerlict. Bisher hatte
er allenthalben als fünftiger Schwiegerfohn Schlabrendorffs gegolten!), und
oje Menfchen mögen feine rajdhe Beförderung mit derartigen Zukunftsaus-
lichten in Verbindung gebracht haben. Febt, da er fo Hoch geftiegen mar, daß
ihm Schlabrendorff nicht mehr weiterhelfen konnte, vermählte er fih mit
ziner Freiin von Dyhın, die ihm einen ausgedehnten Grundbejig und die
Betternjdhaft mit dem fhlefifhen Adel zubracdhte. Im Frühjahr 1769, als
fi die Wettermolfen über dem Haupte Schhlabrendorffs beängftigend zu-
jammenballten, führte ein gltiges SGejdhid Soym als Kammerpräfidenten
nad Kleve und Mark und bewahrte ihn dadırrch vor jeglicher Berwidhung in
das Schicfal eines bisherigen Chefs. Ya, rechtzeitig mußte fich Hoym auf
die Seite der Gegner Schlabrendorffs zu fMhlagen; etwa einen Monat nach
der eben erwähnten Verfekung nahm er mit dem Jujtizminijter Carmer an
einer Konferenz in Berlin teil, die den vom König befohlenen Übergang der
Verwaltung des fchlefifhen Berg- und Hüttenwejens vom {qhlejijhen Pro-
vinzialminifterium auf das Berliner SGeneraldivektoriung, aljo eine neue
Macdhtbefchränkung und Demütigung Schlabrendorffs, vorbereitete”). An
dem Reformmwerk Schlabrendorffs hatte Soym mitgearbeitet, in den lebten
Sahren den wichtigiten Poften im Breslauer Kammerbezirk näcdhft dem
Minifter innegehabt; er hatte den Gang der Dinge aus allernächfter Nähe
verfolgt, um {o meniger gelüftete ihn nach einer Märtyrerkrone. Wenn der
König ihm als neuem Provinzialminijter in feiner Injiruktion befahl, mit
den Reformen zur Beffjerung der fHhreclidhen Lage des polnifch-{Alefifchen
Zandvolfes fortzufahren, den Bauernjhug in ganz Schlefien aufrecht zu
halten, die Befolgung aller Erlafje der Verwalktungsbehörden feitenz der
Rittergutsbefiker zu erzwingen, aber „mit dem Adel im Lande auf eine ganz
befcheidene Art und . .. niemals grob umzugehen und zu verfahren“ %), fo
Sielt Hoym fih hauptfächlih an das lebte Gebot. Wie der Wind an leitender
Stelle umaefprunaen war, bewies folgendes Schreiben an beide Ihlefifchen
1) Grünhagen, Biographie Hoyms in d. Zeitfchr. d. Ber. f. Gef. Schlefiens
Bd. 46 (Breslau 1912), S. 67/68. — Y. Knötel, Aus d. Franzofenzeit, S. 69
— Schlel. Lebensbilder, Bd. II, S. 14 ff. 2) 8. Wutke, Aus d. Vergangenheit des
Schlef. Berg- u. Hüttenlebens (Der Bergbau im Often d. Königreihs Preußen.
Seftfhrift zum 12. Allgem. deutfhen Bergmannstage in Breslau 1913), Bd. V
(Breslau 1913), S. 10/11. 3) Wachter, Aktenftücke bhetreff. d. Minijter Grafen
9. Hoym in d. Zeitfchr. d. Ber. f. Geld. Schlefiens, Bd. 30, S. 259.