Und die Revolution, die jetzt in 1918 nach und durch
den Weltkrieg entstanden ist, kann auch niemand mehr der
Schlechtigkeit der menschlichen Natur zuschreiben, jeßt, wo
die arbeutenden Klassen unter dem Kapitalismus keine Exi⸗—
stenz mehr haben.
Die Gesellschaft hat eine derartige Entwicklungshöhe
erreicht, daß die mate riellen Ursachen unseres mat e—
riellen Daseins ebenso wie in der Natur auch in der
Gesellschaft offen zutage liegen.
Ebensogut wie wir wissen, daß die Sonne die Quelle
alles na tuͤrlichen Lebens auf Erden ist, ebensogut
wissen wir, daß der Arbeilsprozeß und die Produktions—
verhältnisse die Ursachen davon sind, daß unser gesell—
schaftliches maäterielles Leben so ist, wie es ist
Der Arbeiter beobachte mit ruhigem festem Blick sein
eigenes materielles Dasein, das seiner Kameraden und der
über ihm stehenden Klassen, und er wird finden, daß das
Gesagte richtig ist. Das wird ihn schon von manchem Vor—
urteil und Aberglauben befreien.
Schwieriger wird die Frage erst, wenn es sich darum
handelt, den Zusammenhang zwischen materieller Arbeit,
Produktions⸗ und Eigentumsverhaltnissen und geisti—
gem Sein zu erkennen Die Seele, der Geist, das Gemüt,
die Vernunst, sie sind uns und unseren Vorfahren so lange
als das Eigentliche, das Bessere, das Allgewaltige (dann
und wann sogar als das Einzige) hingestellt worden!
Und dennoch wenn wir sagen: „Das gesellschaft—
liche Sein bestimmt das Bewußtsein“, so ist diese These in
ihrer allumfassenden Bedeukung zwar eine große neue
Wahrheit, aber schon bo r Eugels und Marx war sehr viel
gesagt und bewsefen und angenommen worden, was nach
derselben Richtung hinwies und die von ihnen gefundene
höhere Wahrheit vorbereitete
Glaubt, ja weiß jetzt zum Beispiel nicht jeder ge—
bildete Mensch und hatten nicht viele vo r Marx und
Engels schon klar bewiesen, daß Gewohnheit, Erfahrung,
Erziehung, Umgebung den Menschen auch geistig bil—
den? Und sind unsere Gewohnheiten nicht Produkte der
Gesellschaft? Sind die Menschen, die uns erziehen, nicht
selbst von der Gesellschaft erzogen worden, und geben sie
uns nicht eine gesellschaftliche Erziehung? Ist unsere Er—
fahrung nicht eine gesellschaftliche? Wir leben doch nicht
einsam wie Robinson? Unsere Umgebung ist doch in erster
Linie die Gesellschaft; erst mit unserer Gesellschaft leben