Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

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schaftliche Depression folgt aber naturgemäß wirtschaftlicher Auf- 
schwung, und es ist sehr fraglich, ob die unter dem Druck der wirt- 
schaftlichen Not entstandenen Riesen der Industrie ihre außerordent- 
liche Macht nicht mißbrauchen werden, wenn der zunehmende Wohl. 
stand der Völker ihnen hierzu die Möglichkeit bietet. 
Außer der schicksalsschweren Bedeutung der wirtschaftlichen Ko- 
operation mag es auch diese.Besorgnis gewesen sein, die den Völkerbund 
lazu bewogen hat, in den Mittelpunkt des Programms der Weltwirt- 
schaftskonferenz das Problem der internationalen Kartelle zu stellen. 
Die beteiligten Industrien beschäftigten sich bisher mit dem Kartell- 
problem nur vom Standpunkte der Produktion aus 1); nun, da die Orga- 
nisation der europäischen Produktion in Angriff genommen ist, war 
®s an der Zeit, daß ein unvoreingenommenes Forum sämtliche wirt- 
schaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen‘ dieses Organi- 
sationsprozesses untersuche. Kein Organ schien geeigneter hierzu 
als der Völkerbund, und keine Gelegenheit entsprechender als die 
Weltwirtschaftskonferenz. ; 
1) Die bedeutendsten Ende 1927 bestehenden internationalen Industriekartelle sind 
'n der Reihenfolge des Gründungsjahres die folgenden: 
1. Mitteleuropäisches Emaillekartell, 1893 (Deutschland, Polen, Tschechoslowakei, Öster- 
reich, Ungarn). 
2. Europäisches Schienenkartell, 1904 (sämtl. europ. Staaten mit Ausnahme Ruß- 
lands — für Amerika ist eine Quote vorgesehen). 
Internationales Spiegelglassyndikat, 1904 (Frankreich, Belgien, Deutschland, Tsche- 
zhoslowakei u, a.). 
Mitteleuropäisches Zementkartell, 1905 (Deutschland, Österreich, Schweiz). 
internationales Röhrenkartell, 1906 (Deutschland, Österreich, England, Amerika, 
Dolen, Tschechoslowakei). 
Zuropäisches Flaschenkartell, 1907 (Deutschland, Frankreich, Österreich, Holland, 
Tschechoslowakei, Skandinavien, Ungarn). 
Europäisches Aluminiumkartell, 1912 (Deutschland, England, Frankreich, Italien, 
Österreich). 
Internationale Vereinigung der Baumwollspinnerei- und -verarbeiter-Verbände, 1914 
'sämtl, europ. Länder: Amerika, Japan, Indien). 
9, Internationales Glühlampensyndikat, 1925 (fast sämtl. Staaten der Welt). 
10. Internationales Kalikartell, 1925 (Deutschland, Frankreich). 
L1. Internationale Rohstahlgemeinschaft, 1926 (Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxem- 
burg, Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Jugoslawien). 
Internationales Walzdrahtkartell, 1926 (Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland). 
Zuropäisches Drahtgitterkartell, 1926 (Deutschland, Frankreich, England, Öster- 
teich, Belgien). 
Internationales Weltkupfersyndikat, 1926 (sämtl. Staaten mit Ausnahme von Japan 
und Australien), 
15. Europäische Leimkonvention, 1926 (15 europäische Länder). 
16. Internationales Tonwarenkartell, 1926 (Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei). 
17, Internationale Drahtkonvention, 1927 (Deutschland, Holland, Belgien, Österreich, 
Tschechoslowakei). 
18, Westeuropäisches Maschinenkartell, 1927 (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxem- 
burg). 
19. Internationales Linoleumkartell, 1927 (sämtl. europ. Produzenten), 
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