Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

10 2, Abschnitt. 
Beeinflussung der Wirtschaft durch die Staatsleitungen. sei heute grö- 
Ber, als vor dem Kriege. Staatshilfe jedoch bedeute nur Unterstützung 
aines Wirtschaftszweiges auf Kosten der anderen. Die so entstehenden 
vermehrten Unkosten würden aber letzten Endes vom Konsumenten 
getragen. Das ernsteste wirtschaftliche und politische Problem sei die 
Arbeitslosigkeit. Sie ist in der Hauptsache durch die plötzliche Ver- 
teuerung der Arbeitskraft entstanden. Hierdurch war der Anstoß zu 
der gewaltigen Umstellung durch die Rationalisierung gegeben. Die 
Rationalisierung konnte nicht schrittweise in Angriff genommen wer- 
len, sondern mußte infolge der plötzlich einsetzenden Verteuerung 
ler Arbeit überhastet vorgenommen werden. Je teurer die Arbeits- 
szraft werde, desto mehr müsse zur vermehrten Ausnützung der Ma- 
schine übergegangen und hierdurch zunächst die Zahl der Arbeitslosen 
vergrößert werden. Redner warnt davor, zu glauben, mit dem Schlag- 
wort Organisation alle Schwierigkeiten lösen zu können. Der Indivi- 
dualismus dürfe nicht ausgeschaltet werden, er sei der Träger jedes 
Aufstieges. Der nächste Sprecher, Shidachi (Japan), erklärte im Na- 
men seines Landes, bereit zu sein, an den europäischen Wirtschafts- 
problemen mitzuarbeiten, weil dadurch dem Weltfrieden gedient sei. 
Europa sei für Japan kein entlegener Kontinent mehr, seine Waren 
vetragen 17% der japanischen Einfuhr. Die natürlichen Hilfsquellen 
Japans sind sehr dürftig, seine Bevölkerung dagegen sehr dicht, 157 
Seelen pro Quadratkilometer auf einem Gebiet, von dem nur 20% 
kultivierbar ist. Das veranlaßt Japan zu internationalen Beziehungen 
ınd zum Interesse an der Weltwirtschaft. Als‘'die drei Hauptursachen, 
die den Weltfrieden bedrohen, bezeichnete er: die protektionistische Po- 
litik einzelner Staaten, die Monopolisierung der Rohstoffe und Natur- 
schätze und die ungerechte Verteilung der Bevölkerung. Professor 
Urzua (Chile) sprach im Namen mehrerer spanisch-amerikanischer 
Mitglieder der Konferenz und bezeichnete die politische Ökonomie 
als den Ariadne-Faden, der aus der heutigen Lage herausführt. Das 
Außerachtlassen ihrer Gesetze hat die Nationen immer zu einem künst- 
iichen Leben verleitet, indem sie ihre Energien verschwenden, und das 
sie zu den schrecklichsten Katastrophen führe. Die freie Aus- und 
Einwanderung sei erwünscht. Der südamerikanische Kontinent bietet 
zur Einwanderung reiche Möglichkeiten. Ein einheitliches Weltgeld sei 
erwünscht. Der Präsident des Verbandes Britischer Industrie, Sir Max 
Muspratt, hat sich in seinen Ausführungen. lediglich auf englische 
Wirtschaftsfragen beschränkt. Die stark überwiegende städtische Bevöl- 
kerung Großbritanniens bedinge die englische Kolonialpolitik und das 
Festhalten des englischen Volkes am Freihandel, wenn auch in diesen 
in den letzten Jahren einige Breschen geschlagen worden seien. Eng- 
land habe das größte Jnteresse an einer stabilen Wirtschaft der ganzen 
Welt und besonders Europas. Um sie zu erreichen, müsse die Kauf- 
kraft der Massen allgemein wieder gehoben werden. Trotzdem die Be- 
kämpfung der Arbeitslosigkeit bis jetzt keine befriedigenden Ergeb-
	        
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