Die Bedeutung und der Verlauf der Weltwirtschaftskonferenz. 47
Kartellen erwünscht. Dabei sollen die erforderlichen Maßnahmen zum
Schutze der Arbeiter und Konsumenten vorgesehen werden. Zum
Schlusse lenkt er die Aufmerksamkeit auf drei Dinge, nämlich, daß die
Völker, die dem Rufe des Völkerbundes gefolgt sind, bewiesen haben,
daß sie die Solidarität, die sie verbindet, verstanden haben; daß die
Vereinigten Staaten und die südamerikanischen Länder nicht in ihrem
Gedeihen isoliert bleiben wollen; daß die Arbeiterklasse gekommen
sei mitzuarbeiten um die Verantwortung vor der Welt zu übernehmen.
Belloni (Italien) erklärte, daß er gegen gewisse Formen der inter-
nationalen Kartelle und gegen eine zu weit gehende wirtschaftliche Frei-
heit Vorbehalte machen müsse, deren Auswirkungen für viele Länder
nicht tragbar wären, ohne eine vorgängige internationale Regelung der
Rohstofffrage. Redner weist auf den engen Zusammenhang zwischen der
Wanderungsfrage und den Handelshindernissen hin. Es sei evident, daß
in dicht bevölkerten Ländern,. die über keine natürlichen Hilfsquellen,
verfügen, in Ermangelung der freien Wanderungsbewegung in der Welt,
die einzigen Mittel, die den Regierungen zur Verfügung stehen, die Ar-
beit ihren Bürgern zu garantieren, die Zollschranken seien, der Protek-
tionismus in allen seinen Formen. Sein Ideal ist der möglichst ge-
schlossene nationale Wirtschaftsstaat nach den faszistischen Prin-
zipien. Neculcea (Rumänien) sprach von den Schwierigkeiten der
internationalen vergleichenden Statistik, deren Lösung von der Schaf-
fung einer internationalen Methodologie abhänge. Die diesbezüglichen
Studien seien im Schoße des Völkerbundes derart fortgeschritten, daß
das Wirtschaftskomitee dem Völkerbundsrat für 1928 die Einberufung
einer Konferenz der amtlichen Statistiker empfehlen konnte. Der Se-
kretär der internationalen christlichen Gewerkschaften Serrarens
erklärt, daß die Arbeit, dieser wichtige Faktor der Wirtschaft, noch
nicht den Platz einnehme, auf den er im wirtschaftlichen Leben An:
spruch habe. Besonders wichtig sei es, daß die Arbeiter in den natio-
nalen und internationalen Kartellen vertreten seien, da es sich um die
wichtigsten Interessen der Arbeiterschaft handle. Klavitter (Dan-
zig) verweist auf die äußerst schwierige Lage der Freien Stadt Danzig,
in die sie durch die Zerschlagung Mitteleuropas geraten ist. Von ihrem
natürlichen Hinterlande durch hohe Zollschranken getrennt und mil
Polen in eine wirtschaftliche Gemeinschaft einbezogen, habe sie arg zu
leiden. Präsident der Internationalen Landwirtschaftskommission Mar-
quis de Vogue schloß die Generaldebatte, indem er als Hauptursache,
unter der fast alle Länder leiden, auf die Tatsache hinwies, daß sich die
Industrie auf Kosten der Landwirtschaft entwickelt habe. Durch bessere
Arbeitsbedingungen und höhere Löhne konnte die Industrie ihren Ar-
beitern ein höheres Lebensniveau zusichern. Die landwirtschaftlichen
Arbeiter haben dadurch ihren Beruf vielfach aufgegeben. Zur Hebung
der landwirtschaftlichen Produktion wäre es erwünscht, daß sie lu-
krativ werde und daß die Lage der Arbeiterschaft nicht hinter der der
Industrie zurückhbleihe.