Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

2, Abschnitt. 
Depression könne nur gefunden werden durch Beseitigung ihrer letzten 
Ursachen: mit der Herabsetzung der Schutzzölle müssen die Haupt- 
;räger der wirtschaftlichen Macht, an ihrer Spitze die Vereinigten Staa- 
ten, vorangehen. In ihrer Macht liege es, die europäische Lebenshal- 
tung zu erhöhen und den Fluch der Arbeitslosigkeit zu bannen, damit 
die Not auch ihrer eigenen Farmer zu beseitigen. Graf Somssich 
Ungarn) beklagte die prohibitiven Zölle der Nachbarstaaten, denen 
zufolge das ungarische Mehl.nicht mehr in seine alten Absatzgebiete 
eindringen könne. Enfield (Großbritannien) hält das gestörte Gleich- 
gewicht zwischen Agrar- und Industriepreisen für das Zentralproblem, 
las entweder durch Erhöhung der industriellen oder Einschränkung 
der landwirtschaftlichen Produktion gelöst werden könne, Die letztere 
Lösung wäre nicht erwünscht. Obolinski-Ossinski (V.R.S.R.) 
verweist auf die in Amerika öfters erwogene Einschränkung der Pro- 
duktion. Die russische Politik strebt demgegenüber nach; erhöhter und 
intensiver Produktion; Rußland sei eben daran, unter den Agrarländern 
seine Vorkriegsstellung wieder einzunehmen. In der allgemeinen Aus- 
sprache sprachen noch Rechid Safrvet Bey über die Lage der tür- 
kischen Landwirtschaft, Prof, Hight über die Gründe der enormen 
Entwicklung in Neuseeland, Klindera über die Schwierigkeiten der 
Landwirtschaft in der Tschechoslowakei; Porchet (Schweiz) meint, 
daß die These, die Landwirtschaft sei, bei entsprechender Entwicklung 
ihrer Produktion, geeigneter zur Bekämpfung der Krise als die Indu- 
strie, nur für weniger entwickelte Länder Geltung habe. Die Steigerung 
der Agrarproduktion mit Bezug auf die Flächeneinheit stoße sich an 
biologischen Gesetzen. Graf Colloredo-Mansfeld erörtert die 
Schwierigkeiten der österreichischen Landwirtschaft, die teilweise dar- 
aus entstehen, daß 10% der Wirtschaften über eine Meereshöhe von 
800 Meter gelegen sind. Das Problem sei, die Bauern daran zu ver- 
hindern, daß sie die unrentable Agrarbeschäftigung aufgebend;, in den 
Städten die Zahl der Arbeitslosen vermehren. Sato erörtert die 
Schwierigkeiten der japanischen Landwirtschaft, die in der primitiven 
Organisation und in den Zwergbesitzen bestehe, die von der Familie 
des Besitzers bearbeitet werden. Ein Zehntel Hektar genüge, um eine 
Familie mit Reis zu versehen; daher die große Bevölkerung auf einem 
engen Gebiete. Am Schlusse der allgemeinen Aussprache unterbreitet 
Gautier (Frankreich) einen Resolutionsentwurf, der später, zusammen 
mit den Ergebnissen der Unterausschüsse für landwirtschaftliche Genos- 
senschaften und landwirtschaftlichen. Kredit, als Entschließungen der 
Agrarkommission der Vollversammlung der Konferenz vorgelegt werden. 
In der Vollsitzung der Agrarkommission vom 17. Mai wurden sämt- 
liche Resolutionen angenommen, nur die Sowjetdelegation stimmte 
gegen die Resolution bezüglich des Genossenschaftswesens, mit der 
Begründung, daß sie auf dem Prinzip von Einheitsgenossenschaften 
aufgebaut ist, in denen die Interessen der Kleinbauern und Arbeiter 
nicht. genügend gewahrt werden könnten. 
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