Full text: Die Weltwirtschaftskonferenz

Der Ideengehalt der Weltwirtschaftskonferenz. 
97 
4. Abschnitt. 
Der Ideengehalt der Weltwirtschaftskonferenz, 
Der Ideengehalt der Weltwirtschaftskonferenz hat eine sehr verschie- 
dene Beurteilung gefunden. Auf der einen Seite hat man die Konferenz 
eines „Tatsachenfanatismus sondergleichen‘“ geziehen, der zwar viel 
wertvolles Material zutage förderte, dem aber das „geistige Band“ 
fehle; auf der anderen Seite hat man sie mit den großen ökumenischen 
Konzilien des XIV. Jahrhunderts verglichen, die den Kampf der Dogmen 
verbildlichen.. Die erste Ansicht bestreitet, daß das Wirtschaftsleben 
nach dem Muster des Naturlebens rein empirisch ohne leitende Ideen 
zu erforschen und zu regeln wäre, und sieht in der Konferenz eine Art 
Weltwirtschaftsenquete großen Stils, während die andere Meinung die 
positiven Ergebnisse der Konferenz unterschätzt und ihren Wert eher 
in der ideellen Beeinflussung der öffentlichen Meinung erblickt. Diese 
Gegensätzlichkeit der Anschauungen beruht auf der Verkennung der 
doppelten Natur wirtschaftspolitischer Ideen, die einerseits in den gei- 
stigen und politischen Strömungen der Zeit verankert sind, anderseits 
ihre Stoßkraft aus der empirischen Begründung durch Tatsachen schöp- 
fen. Der Gegensatz von Ideal und Wirklichkeit hat auf wirtschaftspoli- 
tischem Gebiete keine Geltung, nur die enge Verflechtung beider kann 
die Tendenzen der Zeit bestimmen und verwirklichen, 
Dieser Erkenntnis hat die Konferenz Rechnung getragen, und wenn 
auch die Leitgedanken ihrer führenden Mitglieder in den Beschlüssen 
nicht immer voll ausreifen konnten, so erscheint diese Unvollkommen- 
heit damit kompensiert, daß auf die unmittelbare Durchführbarkeit der 
Beschlüsse Bedacht genommen wurde. 
Von den Tendenzen, die das Verhalten der Regierungen und Staaten 
beeinflussen sollen, stellt die Konferenz, entsprechend den Bestrebun- 
gen des Völkerbundes, die allgemeine Friedensidee an erste Stelle. 
Der Krieg ist der Feind aller Wirtschaft, der Frieden die größte Siche- 
rung des Wohlstandes. Im Interesse des Wirtschaftsfriedens aber muß 
die Menschheit die Idee der weltwirtschaftlichen Solidari- 
tät im Verstande bejahen. Die Anerkennung der internationalen In- 
teressensolidarität käme in der freiheitlichen Gestaltung des 
internationalen Handels am deutlichsten zum Ausdruck. An 
diese altbewährten, in der jüngsten Zeit jedoch in Vergessenheit gera- 
tenen Erfahrungen reiht sich eine Idee neueren Ursprungs an, die in 
der rationellen Wirtschaftsführung ein gewaltiges Mittel zur 
Förderung des wirtschaftlichen Genesungsprozesses erblickt. Versuchen 
wir diese leitenden Ideen aus den Beschlüssen der Konferenz heraus- 
zuschälen., 
Hantos. Dia Waltwirtschaftakonfaranez.
	        
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