Full text: Wege zur Rationalisierung

wurde durch die Unstetigkeit der Auftraggeber, Ford hätte 
seine Erfolge nie erzielt, wenn er alle sechs Wochen eine neue 
Technik versucht hätte. Sein Sieg ist begründet in seinem zähen 
Festhalten an seinem einmal als richtig erkannten Prinzip. 
Ein Argument wird mit besonderer Heftigkeit gegen die 
Rationalisierung des Bauwesens ins Feld geführt: man befürchtet 
eine Verödung unserer Städtebilder. Zweifellos wird das 
Stadtbild durch Rationalisierung des Bauwesens oder wenigstens 
einiger Kategorien desselben wesentlich verändert gegenüber 
dem heutigen Zustande, An Stelle endloser Variationen, die 
ihrerseits wieder zu unruhiger städtebaulicher Wirkung führen, 
tritt eine weitgehende Ruhe, eine zurückhaltende Gleichartig- 
keit der Straßenzeilen, Betrachtet man unvoreingenommen die- 
jenigen Teile unserer deutschen Städte, die auf Grund be- 
sonderer Entwicklungsverhältnisse einheitliche Straßenbilder in 
größerem Umfange aus früheren Zeiten aufweisen, zum Beispiel 
Karlsruhe, Karlshafen, Kassel, Frankfurt a. M., so wird man 
unbedingt zugeben müssen, daß diese ruhigen und gleichmäßigen 
Häuserzeilen ästhetisch wesentlich mehr befriedigen als die un- 
ruhigen Häuserzeilen des letzten halben Jahrhunderts, Die homo- 
genen Stadtviertel, wie sie als Folge weitgetriebener Rationa- 
lisierung des Bauwesens erstehen werden, werden, wie seit 
Jahrhunderten nicht mehr, erst wieder Möglichkeiten für die 
städtebauliche Hervorhebung von Monumentalgebäuden ergeben. 
Die gesamte Einstellung, die davon ausgeht, die bauliche 
Gestaltung unserer Städte für die Zukunft auf den Gesetzen 
aufbauen zu wollen, auf Grund deren unser Städtebau sich in 
vergangenen Zeiten entwickelte, muß als eklektisch bezeichnet 
werden. Es gab vor hundert oder vor tausend Jahren weder 
Autos noch Flugzeuge noch zahlreiche andere technische Er- 
rungenschaften, die den Charakter unserer heutigen Städte 
maßgebend beeinflussen, deshalb müssen wir für unsere neuen 
Städte und Stadtteile auch neue Gestaltungsgesetze entwickeln, 
die der ganz veränderten Problemstellung Rechnung tragen. 
Die größten Kunstwerke der Architektur sind als letzte Blüte 
einer weitgehenden Vereinheitlichung zu betrachten, Was ist 
der griechische Tempel, die römische Basilika, der gotische 
Dom anderes als letzter Ausdruck typischer Gestaltung von 
Baugattungen? Gerade die Typisierung in rationellster Form 
wird uns am ehesten aus der Stillosigkeit zu einem neuen, 
universellen Stile führen! 
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