Rationalisierung des Haushalts
VON DR, ERNA MEYER (MÜNCHEN)
FRANKFURTER ZEITUNG
I. MORGENBLATT VOM 31, OKTOBER 1926
Immer mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß der
unrationellste aller unserer Betriebe der „Kleinbetrieb der Ver-
brauchswirtschaft”, der Einzelhaushalt, ist. Wie bedeutungsvoll
dieser Mangel des Einzelbetriebes nicht nur für den einzelnen,
sondern für die gesamte Volkswirtschaft ist, erhellt aus der etwa
15 Millionen betragenden Zahl der Einzelhaushalte, die mehr als
die Hälfte des Volkseinkommens in ihrem Verbrauch umsetzen.
Wenn nun auch die Wichtigkeit dieser Tatsache in immer
weiteren Kreisen anerkannt und der Ruf nach Rationalisierung
dieses Kleinstbetriebes täglich lauter wird, so sind wir vorläufig
doch noch recht weit von einer Verbesserung der Hausführung
im Sinne einer Verminderung der für sie aufgewendeten Energien
entfernt,
Zwar hat die eine Seite der Sache, die Verbesserung des
Wirkungsgrades durch Verminderung des Materialaulf-
wandes, infolge der Lehren des letzten Jahrzehnts schon
wesentliche Fortschritte gemacht, — wenn auch da noch genug
zu tun übrig bleibt, z. B, auf wärmewirtschaftlichem Gebiet.
So gut wie nichts ist aber bisher geschehen für die Verbesserung
der Betriebstechnik, dieRationalisierungder Arbeit,
Daß man in unserer durch Technik und Verkehr völlig ver-
änderten Zeit auch im Haushalt nicht mehr die Arbeitsmethoden
früherer Jahrhunderte verwenden sollte, beginnt man wohl
allmählich zu begreifen, Nicht klar genug aber sieht man an-
scheinend den Weg, der einzuschlagen ist, um eine rasche und
gründliche Umgestaltung der Hausarbeit für die
große Masse der Einzelhaushaltungen zu erreichen, so daß
täglich weiter indirekt Millionenwerte verschleudert werden.
Um im Haushalt eine Rationalisierung der Arbeit zu er-
reichen, müssen wir auf drei den Arbeitserfols beeinflussende
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