Kartoffelproduktion steht in Verbindung mit der Errichtung beson-
derer Kartoffelbörsen im industriellen Westen, *)
VI
Agrarkapitalist und Bauer
ın der neuen Phase
„Die Rationalisierung der Agrikultur einerseits, die diese
zrst befähigt, gesellschaftlich betrieben zu werden, die Rück-
führung des Grundeigentums ad absurdum andererseits, dies
sind die großen Verdienste der kapitalistischen Produktions-
weise. Wie alle ihre‘ anderen historischen Fortschritte
erkaufte sie auch diesen zunächst durch die völlige Verelendung
der unmittelbaren Produzenten,“
Karl Marx, Kapital, Band IL.
Der Sozialdemokrat Dr. David hat bereits vor dem Kriege in
folgerichtiger Fortbildung des Bernsteinschen Revisionismus die
Lehre entwickelt, wonach das Gesetz der Konzentration, das die
Entwicklung der kapitalistischen Industrie beherrscht, für die Land-
wirtschaft keine Gültigkeit habe, Der orthodoxe marxistische Stand-
punkt Kautskys wurde abgelehnt. Im. Agrarprogramm der Sozial-
lemokratie Oesterreichs und im Kieler Agrarprogramm der SPD.
(1927) hat der Davidsche Standpunkt gesiegt, Man erkennt die
Notwendigkeit und Unentbehrlichkeit des landwirtschaftlichen
Großbetriebes an, jedoch sei die nichtkapitalistische Bauernwirt-
schaft neben der Gutswirtschaft durchaus lebensfähig, Zur Begrün-
dung verweist man auf eine gewisse „Arbeitsteilung“, die sich
historisch zwischen Groß- und Kleinbetrieb entwickelt habe, dort
vorwiegend Getreide- und Hackfruchtwirtschaft, nebenbei noch
Weidewirtschaft, hier vorwiegend Vieh- und Milchwirtschaft. Die
Vorzüge des Kleinbetriebes liegen angeblich in der .intensiveren
Ausnützung auch des kleinsten Feldstückchens, im gebietsweise
sartenmäßigen Anbau von sogenannten Handelsgewächsen, Gemüse
und Obst, in der Verwendung familieneigener Arbeitskräfte und ent-
sprechend dem relativ höheren Viehstand auch in der stärkeren
Anwendung von Stalldünger,
Im wesentlichen kamen die Sozialdemokraten mit dieser Hervor-
hebung zu denselben Resultaten wie die bürgerliche Wissen-
schaft, die aus durchsichtigen Gründen politischer Macht und
der Demagogie den Standpunkt „einer gesunden Mischung” vertritt.
Prof, Sering erklärte 1925, der Bauer habe im Gegensatz zum
Großbetrieb „die Agrarkrise siegreich überstanden“, In der
Steuerpolitik des kapitalistischen Staates wirkt sich diese An-
schauung natürlich zuungunsten des Bauern aus. Sein Ertrag wird
höher veranlasst. für die familieneigenen Kräfte werden ihm Steuner-
*) Siehe auch: „Die Qualitätskontrolle von Nahrungsmitteln und der
Schutz der Produktion durch eine amtliche nationale Warenmarke‘. Verlag
Ace Schweizerischen Bauernsekretariats, Brudg 1927.