Einfuhr und auch für die Ausfuhr. Unsere
Ware ist zu teuer. Wenn unsere Ware zu
teuer ist, und wenn wir auf der anderen
Seite zolltarifarisch nicht geschützt sind,
wenn wir im Inlande an Geldknappheit lei-
den und das Ausland langfristige Kredite
gewährt, dann ist gar kein Zweifel, daß
Handel und Industrie selbst im Auslande
illiger kaufen und sich des Auslands-
mnarktes bedienen, weil sie die Inlandsware
überhaupt nicht mehr kaufen können, weil
vom Unternehmer Kredit nicht gewährt
werden kann, während ihnen die Auslands-
ware im Hause angeboten wird. Das ist
sine der Ursachen für die Steigerung der
Passivität der Handelsbilanz. Das wesent:
lichste.. Moment für _ die mißliche Lage
scheint mir in _der Unterkapitalisierung_der
Wirtschaft zu liegen, das teure Geld, das zu
wenige Geld, trägt zu diesen Schwierig:
keiten bei. Hinzu kommt, wenn man den
Ursachen nachgeht, die Steuerbelastung. Es
ist gar kein Zweifel, und ich will es hier
kurz ausführen, daß unsere Steuerbelastung
zu hoch ist. Es ist auch gar kein Zweifel,
daß Reich, Länder und Kommunen den Be:
dürfnissen der Wirtschaft in keiner Weise
Rechnung tragen. Ich habe im Verein Deut:
scher Maschinenbau-Anstalten ausgeführt,
daß Reich, Länder und Kommunen vor dem
Kriege die Wirtschaft mit 5,6 Milliarden be:
anspruchten und heute mit über 11 Milliars
den Mark. Das bedeutet eine Differenz von
rund 5—6 Milliarden Mark. Diese Ziffern
wurden bezweifelt, obwohl sie aus amt:
licher Stelle stammen. Nach neuerer amt:
licher Berechnung soll die Differenz des Vor:
kriegseinkommens von Reich, Ländern und
Kommunen und des Nachkriegseinkom:
mens nur 3%. bis 4 Milliarden statt 5 bis
6 Milliarden betragen. Ich glaube an diese
Ziffern nicht. Aber selbst wenn sie richtig
sind, ist es eine Ungeheuerlichkeit, und
zwar in dem Zusammenhange mit der fol
genden Berechnung:
Wir haben das gesamte nationale Ein-
kommen Deutschlands vor dem Kriege mit
40—45 Milliarden. Goldmark angegeben.
Wenn ich die Reduktion anwende, die man
infolge Rückgangs der Ausnutzung der
Kapazität der Wirtschaft anwenden muß,
aber auf der anderen Seite die Verteuerung
der Produktion buchen muß, so komme ich
zu denselben Werten. Wir sind um 30 Pro:
zent zurückgegangen und haben um 30 Pro-
zent höhere Preise. Wenn ich diese 10,8
Milliarden, die ausgerechnet wurden als Ver:
rauch von Staat, Reich, Ländern und Kom:
nunen, in Relation bringe zu dem Totalwert
ler nationalen Produktion, so ergibt sich
Jaraus eine Belastung um 25 Prozent des.
jesamten_in_ Deutschland. erzielten Produk»
ionswertes, wobei Sie bedenken müssen,
Jaß Teile des nationalen Produktionswertes
iberhaupt nicht zu erfassen sind, daß es vor-
<ommen kann, daß der Etat der Gemeinden
abil aufgestellt wird neben dem der Länder,
ınd daß ein Wettrennen der Länder statthat
ım den Säckel des Reichs. Dann sind dies,
venn auf der anderen Seite Schwierigkeiten
ler Wirtschaft vorliegen, Ungeheuerlich-
zeiten. Dagegen sollte mit aller Schärfe an-
jegangen werden.
Über die Frachten will ich mich nicht
weiter auslassen. Sie wissen, das unsere
Ixportfrachten mit 100 Prozent über den
'rüheren Tarifen liegen.
Der weitere Punkt der Belastung der
Preise sind die sozialen Lasten. Diese
.asten sind bei um# ” äüßerordentlich hoch,
je müssen jedoch getragen werden, obwohl
lien verantwortlichen Personen nicht oft
zsenug gesagt werden kann, daß alle Sozial:
»olitik ein Ausfluß des Reichtums ist, daß
jozialpolitik nur da betrieben werden kann,
vo Überschüsse fabriziert werden, und daß
Sozialpolitik aus der Substanz nicht bezahlt
werden kann. Wenn dieser Grundsatz an:
zjewendet würde, würden wir in vielen
Dingen für den Arbeiter besser und für
ınsere Produktion erträglicher sorgen
können.
Es kommt dann die Frage der Löhne.
Da stehe ich persönlich auf dem Standpunkt,
laß die Löhne in. Deutschland... durch:
schnittlich nicht, zu. hoch. sind. Sie sind an
ler Kaufkraft gemessen im Durchschnitt
ıicht zu hoch. Sie drohen es_aber zu wers
len. Ich habe schon einmal ausgeführt, daß
lie Frage, ob wir in Deutschland eine Ins
Jation haben werden — sie kann wieder:
zommen, nicht von der Währungsseite
ıer, sondern von der Seite der inneren Ent:
wertung der Mark, der Herabsetzung der
Saufkraft — nicht eine Angelegenheit der
Reichsbank ist, sondern eine Frage der
>olitik, die der Reichsarbeitsminister in Zu:
zunft betreibt. Das Währungsproblem hängt
von ihm viel mehr ab als vom Reichsbank-
jräsidenten.
Ich greife dann als vierten Punkt der
Verteuerung der Waren die zu hohen Vers
<aufsspesen heraus. Wir entdecken eine zu
jroße Spannung zwischen Produktionswert
der Ware und dem Preis der Ware in der
'etzten Zeit. Ich habe hierüber in Frankfurt