Full text: Der Niedergang der Preise und die Währungsfrage

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ausschliesslichen Silbersendungen nach Ostindien, woraus sich schon 
der eine Schluss ziehen lässt, dass es nicht so schlimm um den 
befürchteten Goldmangel stehen müsse. Eine günstige Folge der in 
gegenwärtiger /eit geringeren Geschäftsgewinne wird vielleicht darin 
bestehen, dass die Menschen einmal dahin kommen, über den ein 
gerissenen Luxus und die allgemeine Genusssucht nachzudenken. 
Anstatt der befürchteten Preissenkung erfolgte nun nach 1850 
eine allgemeine Steigerung der Preise, welche, wenn aqch mit 
Unterbrechungen, ein Vierteljahrhundert angehalten hat. Wäre der 
selben aber dann nicht durch abermalige /wischenfälle Einhalt gethan 
worden, hätte die Steigerung der Preise in demselben Verhältnisse 
fortgedauert, wie bis zum Jahre 1873/74, so wäre eine fortschreitende 
Desorganisation aller bisherigen wirtschaftlichen Verhältnisse zu 
besorgen gewesen, da ein befriedigender Zustand ohne ein einiger- 
massen festes Werthmass kaum denkbar ist. 
Je mächtiger und eingreifender aber diese fortschreitende 
Veränderung aller wirtschaftlichen Zustände gewesen wäre, welche 
in ihrer neuen Gestaltung allein auf dem trügerischen Grunde einer 
andauernden grossartigen Edelmetall-Production geruht hätten, desto 
drohender wäre die Gefahr erschienen, dass endlich einmal die Gold 
lager erschöpft werden könnten, und dann eine Reaction eingetreten 
wäre, desto verderblicher und anhaltender, je länger die Preis 
steigerung gedauert und je grössere Verhältnisse sie angenommen 
hätte; denn es ist ein bekanntes Naturgesetz, dass die Reaction 
desto stärker ist, je grösser die Kraft der Erstwirkung gewesen war. 
Daher erscheint es sogleich auf den ersten Blick mindestens 
zweifelhaft, ob es sich jetzt bei dem Rückgänge der Preise um ein 
Uebel handele, welches der Gegenstand eingehender Erwägung betreffs 
der Möglichkeit seiner Beseitigung zu sein verdiene, ob es nicht 
vielmehr als eine günstige Entwickelung erscheinen müsse, dass die 
allgemeine Steigerung der Preise nach einer periodischen Dauer von 
24 Jahren aufgehört habe, und das richtige Verfahren darin bestehen 
werde, die allmählige Wiederherstellung mehr befriedigender Zustände 
für den Grosshandel der ferneren natürlichen Entwickelung der Ver 
hältnisse zu überlassen, wenn, wie wahrscheinlich, einstweilen keine 
Aussicht vorhanden ist, dass unser Land seine gegenwärtige ver 
fahrene Verkehrspolitik aufgeben und zu den seit 1873 verlassenen 
gesunden Grundsätzen des Freihandels zurückkehren könnte.
	        
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