aber eine Zeitlang die Tugend des Kaufmanns darin, nicht zu
verkaufen, sondern auf der Ware sitzen zu bleiben; der war ein
Esel, der die Ware in Umsatz brachte.
Damals hat ja auch das deutsche Gewerbe — und daran
lernen wir heute erst wieder zu alten Methoden um — verloren
das, was Kalkulation gewesen war. Man hatte aufgehört, in
Pfennigen zu kalkulieren; an die Stelle der Kalkulation war die
Multiplikation getreten und sie war die normale Form geworden.
Und heute tragen wir an der Sorge, für die kaufmännischen
Uberlegungen einen Nachwuchs zu erziehen, der anständig zu
kalkulieren in der Lage und dazu auch innerlich gesonnen ist.
Das war die Zeit, da wir auch in der Frage der Rohstoff—
verwendung noch unsicher tappten. Wir waren während des
Krieges gezwungen gewesen, soundsoviel Ersatzrohstoffe in unsere
Wirtschaft hinein zu nehmen, und wir haben es damals begeistert
gepriesen, was aus der Stapelfaser werden wird, was aus der
und der Ersatzleistung der Technik später an Momenten der wirt—
schaftlichen Unabhängigkeit sich ergeben würde. Es hat sich aber
gezeigt, daß die Hoffnung, aus der technisch-rationellen Verfas—
sung der Kriegsnotdurft heraus später eine neue deutsche Wirt—
schaft aufbauen zu können, eine falsche Hoffnung gewesen ist, daß
auch der Glaube, daß Deutschlands Industrie mit dem Rückgriff
auf eigene, innere Rohstoffmöglichkeiten von der Einfuhr aus—
ländischer Rohstoffe sich entlasten und unabhängig machen könnte,
ein falscher Glaube gewesen ist. Es sind nicht nur die Textilien,
bei denen wir vor allem, nachdem wir unsere Kolonien verloren
haben, auf die fremden Produktionsrohstoffgebiete angewiesen
bleiben, nicht blos Eisen und Stahl, da alter Besitz uns ge—
nommen, sondern auch die Dinge, die mit der Holz- und mit der
Metallbearbeitung zusammenhängen. Wir wissen, daß, wenn
überhaupt die in Deutschland in der Vorkriegszeit geschaffene
größte, kapitalistisch nicht auszudrückende Leistungskraft ver—
wendet werden soll, die in der Erfahrung und in der technischen
Leistung der Arbeiterschaft besteht, daß wir dann auch fremde
Rohstoffe von teurem Preise und starker Qualität nach Deutsch—
land hereinnehmen müssen. um sie auf dem Wege des soge—
19